Kirchheim
Warum Preise für Paletten steigen

Wirtschaft Lieferengpässe bei Holz und Nägeln wirken sich auf Firmen in der Region aus, die Paletten herstellen oder damit handeln. Ob die Schlierbacher Firma Kis­ten und Kartonagen oder das Unternehmen ZS Palettenservice, das in Lenningen und Bissingen angesiedelt ist – auch sie bekommen die Preisspirale bei Holz und Stahl zu spüren. Von Anke Kirsammer

Lebensmittel wie Sonnenblumen- oder Rapsöl sind zurzeit nicht immer in jedem Laden zu haben. Kürzlich schreckte eine weitere Nachricht auf: Knapp werden könnten auch Paletten, auf denen die Waren transportiert werden. Nicht nur Holzimporte aus Russland, Belarus und der Ukraine fehlen, sondern auch die zu 90 Prozent aus Russland stammenden Nägel für die Herstellung der Paletten. 

„Lagerhaltung“ heißt deshalb das neue Zauberwort, will sich ein Unternehmen gegen Engpässe wappnen: „Wir haben Holz bevorratet. Man könnte auch sagen, wir hamstern Holz“, sagt Beate Ukowitz, Geschäftsführerin der Firma Schlierbacher Kis­ten und Kartonagen, die sich auf Industrieverpackungen spezialisiert hat. Dazu gehören auch maßgeschneiderte Paletten. Die Auswirkungen des Ukrainekrieges sind längst spürbar: Einer ihrer deutschen Lieferanten, der Sperrholz aus Russland und Polen bezieht, steht momentan mit leeren Händen da. Holz aus Brasilien wiederum gehe nach Amerika. „Bei Nägeln haben wir kürzlich nur die Hälfte von dem bekommen, was wir bestellt haben“, sagt die Geschäftsführerin. Zwar kann die Firma ihre Kunden bedienen, doch bereitet Beate Ukowitz die Preispolitik Kopfzerbrechen. „Alles wird teurer“, sagt sie. Angebote stünden zurzeit stets unter Vorbehalt. Den endgültigen Preis bekomme sie erst mitgeteilt, wenn die Ware auf dem Hof steht. Auch strotzt sie beim Blick in die Zukunft nicht gerade vor Optimismus: „Ich glaube nicht, dass es ruhiger wird.“

 

Lagerflächen sind heutzutage begrenzt und nie groß genug.
Hasan Olgar
Der technische Leiter der Firma ZS Palettenservice spricht auch für viele Kunden und Lieferanten.
 

Mit einem „Jein“ antwortet Hasan Olgar auf die Frage, ob die Firma ZS Palettenservice, die in Bissingen und auf dem ehemaligen Scheufelenareal in Lenningen angesiedelt ist, mit dem Lieferkettenproblem kämpft. „Wir haben aktuell so viele Nägel. Die müssten die nächsten anderthalb bis zwei Jahre ausreichen“, sagt der technische Leiter. Mit dem Einkauf großer Mengen kurz vor Ausbruch der Pandemie bewies er den richtigen Riecher. „Ich habe mir damals angeschaut, wie sich die Preise für Nägel entwickeln“, erzählt er. Der Preis Ende 2019, Anfang 2020 lag unter dem Schnitt der letzten drei Jahre. „Ich wusste, günstiger werde ich sie nicht bekommen.“ Deshalb füllte er damals das Lager. Auf die Frage, ob dessen Kapazität groß genug sei, um auch genügend Holz zu bevorraten, gibt er eine eindeutige Antwort: „Lagerflächen sind heutzutage begrenzt und nie groß genug. Das sagen auch die meisten unserer Kunden und Lieferanten.“

Der Holzmarkt ist angespannt

Holz zu bekommen, stellt derzeit auch das Unternehmen ZS Palettenservice vor Herausforderungen. Ein langjähriger deutscher Lieferant etwa konnte 2021 nur noch 20 Prozent der Vorjahresmenge anbieten. Deshalb mussten rasch zusätzliche Verträge mit anderen Unternehmen geschlossen werden. Darunter sind Sägewerke im Inland, aber auch in Litauen, der Ukraine und in Weißrussland. „Die Lieferungen aus der Ukraine kommen“, so Hasan Olgar. Die aus Weißrussland wegen der Sanktionen dagegen nicht. „Wir können liefern“, betont der technische Leiter. Allerdings müssen sich die Kunden, darunter die ganze Bandbreite von der Auto- über die Chemie- bis zur Lebensmittelindustrie auf wesentlich höhere Kosten einstellen. Stahl koste derzeit 200 Prozent mehr als vor der Pandemie. „Die Preiserhöhungen können wir nicht komplett allein stemmen und müssen sie teilweise weitergeben.“