Medizin
Was die geplante Schließung der Notfallpraxis in Kirchheim bedeutet

Laut SWR-Informationen soll die Notfallpraxis in Kirchheim geschlossen werden. Wir erklären, was bisher bekannt ist und welche Folgen die Schließung für Patienten, Ärzte und die Medius-Klinik haben würde. 

Die Notfallpraxis und die Zentrale Notaufnahme (ZNA) sind Nachbarn in der Medius-Klinik in KIrchheim. Vertreter der Kliniken befürchten, dass im Falle einer Schließung noch mehr Patientinnen und Patienten in die ZNA kommen. Foto: Carsten Riedl

Was genau soll in Kirchheim geschlossen werden?

Betroffen ist die Notfallpraxis in Kirchheim, die von Maltesern und niedergelassenen Ärzten betrieben wird. Sie ist am Wochenende und feiertags von 10 bis 16 Uhr für Patientinnen und Patienten geöffnet, die zwar nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, die aber vor dem nächsten Werktag behandelt werden müssen. Die Notfallpraxis ist in der Medius-Klinik in Kirchheim untergebracht, darf aber nicht verwechselt werden mit der Zentralen Notaufnahme (ZNA), die gleich nebenan ist. Dort werden Menschen behandelt, die lebensbedrohlich oder zumindest schwer erkrankt sind. Die ZNA in Kirchheim ist nicht von der Schließung betroffen.

Ist die Schließung der Notfallpraxis in Kirchheim bereits beschlossene Sache?

Nein. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hat sich bislang noch nicht offiziell geäußert. Am 21. Oktober soll der genaue Plan vorgelegt werden. Von der neuen Schließungsrunde sollen 17 Notfallpraxen im Land betroffen sein.

Was bedeutet die geplante Schließung für Patientinnen und Patienten?

Wer am Wochenende oder feier­tags einen Arzt braucht und in Kirchheim und Umgebung wohnt, müsste künftig in eine andere Notfallpraxis fahren, beispielsweise nach Nürtingen. Seit die Öffnungszeiten vor rund einem Jahr von 15 auf sechs Stunden gekürzt wurden, sind die Notfallpraxen sowohl in Kirchheim als auch in Nürtingen aber ohnehin völlig überlastet. Die Medius-Kliniken befürchten, dass in diesem Fall noch mehr Menschen als bisher in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) in Kirchheim oder Nürtingen vorstellig werden, obwohl sie mit ihren Beschwerden dort eigentlich falsch sind. „Einen weiteren Weg in eine andere Notfallpraxis werden längst nicht alle in Kauf nehmen“, sagt Marcel Musolf, Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender der Medius-Kliniken.

Wie bewerten die Malteser die geplante Schließung der Notfallpraxis in Kirchheim?

Marc Lippe, Geschäftsführer der Malteser im Bezirk Neckar-Alb, fordert für diesen Fall, dass die Notfallpraxis in Nürtingen besser personell ausgestattet wird und länger öffnen darf. „Mit dem derzeitigen Personal ist das nicht zu schaffen, wenn Kirchheim auch noch mit aufgefangen werden soll“, sagt er. Lippe befürchtet zudem eine weitere Überlastung des Rettungsdienstes. „Es wird zu noch mehr Bagatelleinsätzen im Rettungsdienst kommen, der eh schon maßlos überlastet ist“, so seine Prognose.

Was sagen die Medius-Kliniken?

„Wir befürchten, dass die Notfallstrukturen in Kirchheim dadurch zusätzlich belastet werden. Das kann nicht Ziel dieser Reform der KVBW sein und wird weder den Patienten, den Kliniken, noch im Übrigen den Kostenträgern gerecht“, sagt Landrat Marcel Musolf. Man werde die Situation genau beobachten, bewerten und dann auch eine entsprechende Rückmeldung an die verantwortlichen Stellen geben. „Wir sehen für diesen Fall eine deutliche Ausweitung der Öffnungszeiten (der Notfallpraxis) in Nürtingen als unerlässlich an, um die medizinische Versorgung der Region auch bei Schließung des Kirchheimer Standorts sicherzustellen“, sagt Max Pradler, Pressesprecher der Medius-Kliniken. Ohne eine solche Erweiterung sei mit einem erhöhten Patientenaufkommen und entsprechend längeren Wartezeiten in der Notfallpraxis Nürtingen und der beiden Zentralen Notaufnahmen in Kirchheim und Nürtingen zu rechnen. 

Was sagen die niedergelassenen Ärzte?

Die sind von den Plänen der KV ebenfalls nicht begeistert. „Eine weitere Verschlechterung der Notfallversorgung kranker Menschen ergibt sich zwangsläufig“, sagt Dr. Wolf-Peter Mie­he, Hausarzt in Weilheim und Sprecher der Ärzteschaft im Altkreis Nürtingen. Dass durch die Schließung der Notfallpraxis die Dienstbelastung für niedergelassene Ärzte sinkt, erwartet er nicht. „Es dürften Verlagerungseffekte auf andere Notfallpraxen und den Hausbesuchsdienst entstehen“, sagt er.