Kirchheim
Was hatte Daniel Halemba ausgerechnet hier zu suchen?

Verhaftung Die Polizei hat den bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten am Montag in Kirchheim aufgespürt.

Kirchheim. Am Montag ist Daniel Halemba verhaftet worden – in Kirchheim. Die Verhaftung als solche erfolgte so unauffällig, dass darüber eigentlich nichts bekannt ist, außer der Tatsache eben, dass Kirchheim der Ort des Geschehens war. Weder bei der Polizei noch bei der zuständigen Staatsanwaltschaft ist dazu bislang Näheres zu erfahren. Das Medienecho auf die Verhaftung war dennoch groß. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass ein gewählter Landtagsabgeordneter per Haftbefehl gesucht wird.

Grund für den Haftbefehl ist der Verdacht der Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen. Konkret soll es dabei um nationalsozialistische Devotionalien gehen. In diesem Zusammenhang steht auch eine Hausdurchsuchung, die die Polizei im September in Würzburg vorgenommen hat, im Haus der dortigen Burschenschaft Teutonia Prag. Daniel Halemba ist Mitglied dieser Burschenschaft, und die Verdachtsmomente, die zur Hausdurchsuchung geführt haben, sind dieselben, die auch Anlass für den Haftbefehl waren.

Das Interesse an dem Fall scheint so groß zu sein, dass die „Landsmannschaft Teutonia Würzburg“ sich auf ihrer Homepage von der nahezu gleichnamigen Burschenschaft distanziert: „Aufgrund der aktuellen Verstrickungen um die Burschenschaft Teutonia Prag landen derzeit öfters Besucher auf unserer Seite, die nach dieser suchen. Wir sind jedoch die ,Landsmannschaft Teutonia Würzburg‘ und mit der Burschenschaft Teutonia Prag in keinster Weise assoziiert“, heißt es da. Ähnliche Namen sind eben nicht immer von Vorteil.
 

Warum gerade in Kirchheim?

Entsprechend groß ist auch das Interesse am Ort der Verhaftung, und da ist bei der Angabe „Kirchheim unter Teck“ keine Namensverwechslung möglich. Die Frage allerdings, was der 22-jährige AfD-Politiker, der aus Wertheim im Main-Tauber-Kreis stammt und der Anfang Oktober über die unterfränkische Liste seiner Partei in den bayerischen Landtag gewählt wurde, am Montag in Kirchheim zu suchen hatte, lässt sich bislang leider nicht beantworten. Die einzige Erkenntnis, die sich als stichhaltig herausstellen könnte, ist alles andere als spektakulär: Handy­ortung soll mit dazu geführt haben, dass Daniel Halemba in Kirchheim aufgespürt wurde.

Spekulationen und Gerüchte gibt es dennoch zur Genüge. Naheliegend ist es ja durchaus, in diesem Fall zu vermuten, dass er sich in Kirchheim mit Gesinnungsgenossen getroffen haben mag. Und wenn es dabei tatsächlich um Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen gegangen sein sollte – also um nationalsozialistische Abzeichen jedweder Art –, bekäme das Wort „Austausch“ sogar einen ganz konkreten Sinn. Es wäre also mehr als nur ein Gedankenaustausch gewesen.

Und trotzdem könnte alles auch ganz anders gewesen sein: Wenn am Nachmittag in München die konstituierende Sitzung des Landtags stattfindet, dürften sich wohl so gut wie alle Gewählten schon am Vormittag in München einfinden. Wer allerdings gewählter Abgeordneter ist und schon seit drei Tagen per Haftbefehl gesucht wird, der hat gute persönliche Gründe, einen großen Bogen um München zu machen. Und Kirchheim ist sicher nicht der Ort, an dem man ihn als erstes suchen würde – gäbe es da nicht die Ortung des Handys. Andreas Volz