Kultur
„Was, schon wieder ein Konzert?“

Die Gründung der Musikschule Kirchheim vor 50 Jahren ist untrennbar mit dem Namen Harry D. Bath verbunden. Wie der einstige Direktor und Stadtkapellmeister die Musik groß gemacht hat.

Harry D. Bath bei einem Konzert im Jahr 2000. Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Als der Engländer ­Harry D. Bath 1974 seinen Dienst in Kirchheim antrat, dirigierte er schon drei Jahre im „Ländle“, genauer die Stadtkapelle Wernau und den Musikverein Notzingen/Wellingen. Er wurde 1947 in Portsmouth in England geboren und studierte an der „Royal Military School of Music, Kneller Hall“ in London das Hauptfach Oboe. Sein Kapellmeis­terexamen (A. R. C. M.) legte er am „Royal College of Music“ ebenfalls in London ab. Als Militärmusiker kam er dann nach Osnabrück in Deutschland. Bei einem Musikfestival in Wernau lernte er seine zukünftige Frau kennen und beschloss, hier zu bleiben.

Ein Stück Glück für die Entwicklung der bis dahin wenig ausgebauten sinfonischen Blasmusik im Land. Mit der Stadtkapelle, dem Landesblasorchester Baden-Württemberg, dem Tübinger Saxophon-Ensemble und Musikschulschülerinnen und -schülern erspielte Bath kontinuierlich erste Plätze bei Wertungsspielen, Landes- und Bundeswettbewerben und internationalen Wettbewerben.

Als 1973 der damalige Dirigent der Stadtkapelle Kirchheim, Hermann Weber, in den Ruhestand trat, wurde die Stelle mit der Gründung der Musikschule in Kombination ausgeschrieben. So bekam der knapp 27-Jährige einen halben Lehrauftrag an der Musikschule und eine 50-Prozent-Stelle an der Stadtkapelle. „Beruflich war es ein Glücksgriff“, erinnert sich Bath, „weil das, was ich konnte, hier gefragt war.“ Er habe an der Musikschule schnell genügend Schüler bekommen und unterrichtete Klarinette und Saxophon.

Die 1832 gegründete Stadtkapelle war, wie Bath erzählt, eine kleine Gruppe mit etwa 30 Musikern. Zwischen ihm und den Musikern gab es zunächst einige Mentalitätsunterschiede. So spielten sie gerade mal ein Konzert im Jahr. Bei jedem weiteren Konzert hörte er den Satz: „Was, schon wieder ein Konzert?“ Er plante nach und nach vier fixe große Konzerte pro Jahr und baute die Jugendarbeit aus.

Durch seinen Unterricht an der Musikschule, die anfangs im Spital angesiedelt war, erreichte Bath auch junge neue Mitglieder. Die Proben fanden im Schlössle, das damals noch Jugendherberge war, im heutigen Schlagzeugraum statt. Dort übten sie beengt mit 65 Leuten samt Schlagzeug. Durch eine Plakataktion, den Unterricht und die Jugendarbeit bekam die Kapelle jedes Jahr 15 neue Nachwuchsspieler. Bath gruppierte in Anfänger, Vorstufe, Jugendkapelle und Stadtkapelle. Die wichtige Jugendarbeit habe der damalige erste Vorsitzende Manfred Schlichter sehr unterstützt und der Jugendleiter Emil Büttner tatkräftig ausgeführt. „Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft, ihm bin ich heute noch dankbar“, betont Bath.

Nun begannen die Vorbereitungen für Wertungsspiele, die alle zwei Jahre besucht wurden. Sie seien ein Booster für den Dirigenten, und die Musiker und brachten viele Erfolge. Der erste Platz beim Bundeswettbewerb Friedrichshafen 2001 sei nur ein Beispiel. „Die Stadtkapelle hat den Namen der Stadt ins Land hinausgetragen“, freut sich Bath. Die Entwicklung der symphonischen Blasmusik sei ihm immer wichtig gewesen, auch durch Uraufführungen von Kompositionen junger Komponisten wie Rolf Rudin oder dem legendären Paul Kühmstedt. Nach seiner eigenen Schaffensperiode ist Harry D. Bath froh, dass es mit der Stadtkapelle gut weiterläuft. Er wünscht sich, dass dies so bleiben möge.