Du bestimmst mit! Unter diesem Motto hat die Initiativgruppe „BePart!“ die vierte Auflage der Kirchheimer Jugendkonferenz in der Stadthalle organisiert. Jugendliche von verschiedenen weiterführenden Schulen in Kirchheim erschienen reichlich, um ihre Gedanken und Anliegen zu den folgenden fünf Themenbereichen zu teilen: Maßnahmen gegen Antisemitismus, Aktionen für Schüler, „Chillplätze“ für Jugendliche sowie Angebote und Ausstattung an Schulen.
Nachdem die Schüler ausreichend Zeit hatten, um sich untereinander zu besprechen, stellten Freiwillige aus jeder Arbeitsgruppe dem Publikum ihre Ergebnisse vor. Zu Gast waren neben zahlreichen Gemeinderatsmitgliedern auch Bürgermeisterin Christine Kullen und Kirchheims erster Bürgermeister Günter Riemer.
Mehr Angebote für Jugendliche
Hinsichtlich der Angebote an Schulen brannte den Jugendlichen einiges auf der Seele. So zeigten die Schülerinnen und Schüler großes Interesse an mehr Spielangeboten, Sportturnieren und AGs. Ein Dorn im Auge war vielen die Verpflegung: Neben einer Bemängelung des Mensa- und Bäckersystems äußerten die Jugendlichen den Wunsch nach bezahlbaren Snack- und Getränkeautomaten, die regelmäßig gefüllt und gewartet werden.
Ebenfalls beklagt wurde der Zustand der Toiletten an mehreren Schulen. Schüler des Ludwig-Uhland-Gymnasiums wünschten sich geschlechtsneutrale Toiletten und Hygieneartikel auf den Frauenklos. „Manche haben vielleicht nicht das nötige Geld, und es können immer Notfälle passieren“, begründete eine Schülerin die letzte Forderung.
Auch einige organisatorische und soziale Aspekte wie „mehr Unterstützung durch Streitschlichter“, „besseres Nachhilfesystem“ und „engerer Austausch zwischen Gemeinde und Schülern“ standen auf den bunten Zetteln.
Es kann nicht sein, dass wir herausgescheucht und dafür bestraft werden, wenn wir in der Pause lernen oder unsere Gesundheit nicht aufs Spiel setzen wollen.
Kirchheimer Schüler
Die Gruppe, die sich mit der Bekämpfung von Rechtsextremismus auseinandergesetzt hatte, schlug vor, Plakate zu gestalten, um auf das Thema aufmerksam zu machen oder Infostände auf dem Kirchheimer Wochenmarkt aufzustellen und mit den Menschen vor Ort in den Dialog zu treten. Hierfür könne man Fachleute sowie Presse hinzuziehen, erklärte eine Schülerin. Sie ergänzte, dass es ebenso wichtig sei, lebhaft gestaltete Aufklärungsarbeit an den Schulen zu leisten, etwa in Form kleiner Sketche im Schultheater oder Fortbildungen für Lehrkräfte mit einer veralteten Denkweise.
Digitale Medien im Schulalltag
Was die Ausstattung der Schulen betrifft, sprachen sich die Jugendlichen schulübergreifend dafür aus, digitale Medien besser in den Unterricht und den Schulalltag einzubinden. Die Schülerschaft möchte vermehrt mit Tablets arbeiten; man solle mit der Zeit gehen, statt weiter auf „Röhrenfernseher und Tageslichtprojektor“ zu setzen. Es sei schon einmal ein Anfang, wenn die bereits vorhandene Technik auch tatsächlich genutzt werde, sagte ein Schüler. Ebenfalls kritisierten die Jugendlichen, dass bei vielen Lehrern schlichtweg das Technikverständnis fehle. An dieser Stelle könne eine Fortbildung Abhilfe leisten, „damit es läuft und die Lehrer nicht noch eine halbe Stunde nach Unterrichtsbeginn mit dem Beamer kämpfen“.
Ähnlich häufig wünschten sich die Jugendlichen mehr und vor allem überdachte Fahrradständer. Schüler der Raunerschule schlugen zudem vor, die Steine auf dem Hof, die häufig als Sitzgelegenheiten genutzt werden, mit Holzlatten zu überdecken, „damit man sich im Winter keine Blasenentzündung holt“. Generell hoffe man auf die Erlaubnis, sich an besonders kalten Wintertagen während der Pause drinnen aufhalten zu dürfen. Besonders betonten die Schüler die Notwendigkeit von Aufenthaltsräumen – insbesondere solche, die für Schulaufgaben genutzt werden können und nicht „von schreienden Fünftklässlern überschwemmt“ werden. „Es kann nicht sein, dass wir herausgescheucht und dafür bestraft werden, wenn wir in der Pause lernen oder unsere Gesundheit nicht aufs Spiel setzen wollen“, stellte ein Schüler klar.
Räume für Schüler schaffen
Im Rahmen der Präsentation ihrer Ideen für tolle „Chillplätze“ bat die entsprechende Gruppe, einen Blick auf die Modelle zu werfen, die die Jugendlichen zuvor gebastelt hatten. Von einem Bällebad aus Knetkügelchen über eine Hängematte aus einem Bratennetz bis hin zu einem Bach aus blauem Krepppapier: Die Schüler hatten sich kreativ ins Zeug gelegt, um ihre Vorstellung von einem optimalen Wohlfühlort zum Leben erwachen zu lassen.

Zum Abschluss stellten die Jugendlichen zwei Veranstaltungskonzepte vor: Man wünsche sich einen Kinoabend und einen Essenswettbewerb. Wider Erwarten wird bei letzterem nicht gekürt, wer am besten kochen, sondern wer am meisten essen kann. Für beide Aktionen wurde das Mehrgenerationenhaus Linde als Veranstaltungsort vorgeschlagen.
Nach Abschluss der Präsentationen lud das Moderationsteam zu einer offenen Gesprächsrunde ein, bei der sich Schüler und Politiker in aller Ruhe austauschen, weitere Ideen besprechen und letzte Fragen klären konnten.