Andreas Stoch ist im Wahlkampfmodus. Der Landesvorsitzende der SPD in Baden-Württemberg wäre gerne mittendrin, in Fußgängerzonen, bei politischen Versammlungen oder Haustürgesprächen „von Mensch zu Mensch“. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie geht das alles nicht. Die Kirchheimer SPD ermöglicht ihrem Spitzenkandidaten dafür, per Videoaufzeichnung zu den Genossinnen und Genossen zu sprechen.
„Wir wollten den Neujahrsempfang auf keinen Fall ausfallen lassen“, sagt Stadträtin Tonja Brinks, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Aber statt einem guten Viertele und frischem Gebäck im Henriettensaal der Kirchheimer Feuerwache versammeln sich die „Gäste“ am You Tube-Kanal des Ortsvereins, jeder für sich zu Hause vor dem Computerbildschirm. So läuft das halt nun mal im Januar 2021, „Social Distancing“ dominiert das gesellschaftliche Leben.
„Aber wir haben den Sommer in Kirchheim ganz gut gemeistert“, findet der Stadtrat und Landtagsabgeordnete Andreas Kenner. Im März kandidiert er erneut für den Landtag. „Wohl dem, der einen Garten hat“, sagt er angesichts von Lockdown, geschlossenen Kneipen und Freizeiteinrichtungen. Im Sommer behalf sich Kirchheim mit Aktionen wie „Wachgeküsst“, „Kultursommer“ oder Mini-Weindorf. Die SPD habe dafür gesorgt, dass Wirte, Kulturtreibende und Marktbeschicker dafür viele öffentliche Freiflächen nutzen durften. Auch Andreas Kenner weiß, dass es außer Corona in Baden-Württemberg viele weitere brisante Themen gibt, auf dem Arbeits- und Bildungssektor, bei der Digitalisierung oder auf dem Wohnungsmarkt: „Da sind intelligente Lösungen gefragt.“
Dann kommt Hauptredner Andreas Stoch, der zu Kirchheim ein besonderes Verhältnis hat: „Tonja Brinks war eine meiner engsten Mitarbeiterinnen im Kultusministerium.“ Und: „Anne Kenner ist eine wichtige Stütze und Säule in der SPD-Landtagsfraktion.“ Deshalb ist der Politiker ohne zu zögern über die verschneite Ostalb gefahren und stellt sich in der menschenleeren Feuerwache vor die Kamera.
Zu wenig Kommunikation
„Das Wichtige Jetzt“ lautet sein Wahlkampfslogan. Als ehemaligem Kultusminister in der grün-roten Landesregierung von 2013 bis 2016 steht für den Heidenheimer das Thema Bildung an vorderster Front. Ein „Bildungspaket fürs ganze Leben“ fordert er, angefangen bei der gebührenfreien Kindertagesstätte über gut ausgestattete Schulen mit ausreichend Lehrern. Nach Studium oder Meisterschule geht’s weiter mit zukunftsorientierten Weiterbildungsmaßnahmen und Qualifizierungen.
„Wir können nicht in Schulen von gestern unsere Kinder auf die Zukunft von morgen vorbereiten“, teilt er einen leichten Seitenhieb aus in Richtung der amtierenden Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann. Keine klaren Konzepte, jetzt mitten in der Corona-Krise, viel zu wenig Kommunikation mit Schulen und Lehrern, Eltern und Gewerkschaften. „Was ich ihr richtig übel nehme ist, dass sie Schulen zunächst ungeachtet der Inzidenzen wieder öffnen wollte.“ Auch die SPD will rasch wieder öffnen, aber bitte keine vollen Klassenzimmer, lieber Wechsel- und Fernunterricht sowie ausreichende Notbetreuungsangebote. Seit letzten Sommer hätte Eisenmann für viele Probleme Lösungen finden können.
Die Pandemie ist das beherrschende Thema, aber nicht das einzige. Stoch umreißt die Themen: Arbeitsplatzsicherung bei den großen Werken und unzähligen Zulieferern, Klimaschutz, Energiewende, Artensterben. Zukunftsorientierung im Hinblick darauf, dass Baden-Württemberg ein Land der Innovation und Spitzentechnologie bleiben will. Die SPD will dabei nicht nur zuschauen. Im Land stolpere „Grün-Schwarz“ nur hinterher, meint er. Andreas Stoch hat die CDU noch nirgends als Innovationstreiber wahrgenommen, das Krisenmanagement der Landesregierung in der Corona-Pandemie ist „nicht gut“. Knapp eine halbe Stunde lang spricht der SPD-Landeschef zu den Kirchheimer Genossinnen und Genossen zu Hause an den Bildschirmen oder wo immer sie ihm zusehen und -hören. Danach geht’s für ihn wieder nach Heidenheim - ganz analog.