Wirtschaft
Was Unternehmen brauchen

Am Sonntag ist Bundestagswahl. Was erwarten Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region von der nächsten Bundesregierung? Wir haben nachgefragt. 

Die Erwartungen, die Unternehmer rund um die Teck an die Bundesregierung stellen, sind unterschiedlich. Archivfoto: Carsten Riedl

Dr. Jörg Mosolf:

„Als Unternehmer ist für mich die Planbarkeit wirtschaftlicher Entscheidungen von zentraler Bedeutung. Wir benötigen verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen, die nicht nur kurzfristige politische Trends widerspiegeln, sondern Stabilität für langfristige Investitionen und strategische Entscheidungen bieten. Insbesondere in einer Branche wie der Logistik und Automobilindustrie, die sich im Zuge der Digitalisierung und Dekarbonisierung stark wandelt, sind konsistente und verlässliche Regularien unerlässlich. Die nächste Bundesregierung sollte daher Rahmenbedingungen schaffen, die Innovation fördern, Bürokratie abbauen und Unternehmen eine klare Perspektive für nachhaltiges Wachstum geben. Nur so können wir als Unternehmen unseren Beitrag zur Transformation der Mobilitätsbranche leisten und weiterhin wirtschaftliche Impulse setzen.“

Die Mosolf-Gruppe, deren Vorstandsvorsitzender Dr. Jörg Mosolf ist und die ihren Hauptsitz in Kirchheim hat, gehört nach eigenen Angaben zu den führenden Systemdienstleistern der Automobilindustrie in Europa. Sie bietet Logistik-, Technik- und Servicelösungen an. 

Dr. Jörg Mosolf ist Vorstandsvorsitzender der Mosolf-Gruppe. Foto: pr

Irmela Gaber:

„Ich erwarte von der nächsten Bundesregierung, dass sie sich um die wirklich wichtigen Themen wie Bildung, Infrastruktur, Wirtschaft, bezahlbare Mieten und sozialen Frieden kümmert und nicht nur um Migration, und das auch noch völlig undifferenziert. Das ständige Schielen auf Umfragewerte und das Springen über jedes Stöckchen, das die Rechtsextremen hinhalten, muss aufhören. Ich erwarte eine differenzierte Betrachtung auf dem Stand der Wissenschaft und bei allen Entscheidungen immer den Nachweis, welche Ziele damit erreicht werden sollen. Ich wünsche mir, dass die künftige Regierung die gesamte Bevölkerung im Blick hat und nicht nur Parteiinteressen. Und vor allem muss sie in der Lage sein, Koalitionen mit den demokratischen Parteien zu bilden und sich dann auch an den Koalitionsvertrag zu halten.“

Irmela Gaber ist selbstständige Unternehmensberaterin in Kirchheim und hat nach eigenen Angaben über 20 Jahre Erfahrung in der mittelständischen Wirtschaft. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Netzwerks frauen-unternehmen.

Irmela Gaber ist selbstständige Unternehmensberaterin in Kirchheim. Foto: pr

Klaus Quattlender: 

„Ich erwarte, dass die nächste Bundesregierung die Schuldenbremse aufhebt und endlich wieder mehr in Deutschland investiert. Sie sollte sich nicht ständig gegenseitig blockieren und mehr für Handwerksbetriebe wie unseren tun. Die Entsorgung von bestimmten Stoffen ist beispielsweise eine Katastrophe. Die Vorschriften bei der Wärmedämmverordnung sind auch eine Katastrophe. Durch die Auflagen brechen uns teilweise Aufträge weg. Auch bei der Digitalisierung gibt es viele Baustellen, die uns Betriebe behindern. Die elektronische Übermittlung von Krankmeldungen funktioniert zum Beispiel überhaupt nicht."

Klaus Quattlender hat vor zehn Jahren Blech am Bau, eine Bauflaschnerei und Dachdeckerei, gegründet. Zehn Menschen arbeiten in dem Unternehmen im Dettinger Gewerbegebiet.

Klaus Quattlender leitet Blech am Bau seit zehn Jahren. Foto: Antje Dörr

Sofie Schneeweiß:

„Ich erwarte, dass die zukünftige Regierung alles für eine Friedenssicherung und den konsequenten Klimaschutz tut! Sie sollte den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, aktiv gegen Ausgrenzung vorgehen und für soziale Gerechtigkeit sorgen. Außerdem erwarte ich, dass sie Kompromisse besser aushandelt und die Klimaziele viel deutlicher in den Fokus nimmt! Ich erwarte, dass soziale Arbeit und unsichtbare Carearbeit finanziell mehr Wertschätzung erfahren und mehr in die soziale und kulturelle Infrastruktur investiert wird.“

Die Praxis Schneeweiß Ergotherapie ist nach eigenen Angaben eine Anlaufstelle für Beratung, bietet aber auch begleitende Therapie an. Chronisch erkrankte Menschen können ihre alltagsrelevante Therapie, Akutpatienten ihre Erstversorgung, Kinder eine begleitende Förderung, aber auch Eltern und Angehörige eine umfassende Beratung erhalten. 

Sofie Schneeweiß ist Inhaberin ihrer Ergotherapiepraxis. Foto: pr

Thomas Hartmann:

„Als mittelständisches Unternehmen müssen wir uns jeden Tag verschiedensten Herausforderungen stellen und können uns diesen nicht entziehen, sondern müssen Lösungen auf den Punkt bringen. Wenn wir unsere Aufgaben und Probleme, so wie wir es bei der Politik vernehmen, nur erklären und nicht Entscheidungen treffen würden, hätten wir keine Chance, zu existieren. Ich verlange von den zukünftigen Regierenden, endlich ihren Wahlversprechungen Rechnung zu tragen, mit dem Gut der Glaubwürdigkeit und ihrer Kompetenz, die sie uns zu vermitteln versuchen, verantwortlich umzugehen, den Apparat rational zu verschlanken und mit den Bedürfnissen der Wähler so umzugehen, wie sie es sich selbst zumuten und fordern würden. Ansonsten sehe ich unsere bis jetzt noch gesicherte Demokratie gefährdet und den Werteverfall weiter voranschreiten.

Die Firma Hartmann aus Holzmaden beschreibt sich als regionalen Anbieter im Dienstleistungsbereich mit den Betriebszweigen Malereigeschäft und Raumausstattungsbetrieb. Das Unternehmen existiert in der dritten Generation und hat insgesamt 19 Mitarbeiter.

Thomas Hartmann (links) mit Familie. Archivfoto: Jörg Bächle