Normalerweise wäre das nicht berichtenswert: Sowohl an der Freihof-Grundschule als auch an der Freihof-Realschule in Kirchheim hat der Unterricht weitgehend nach Stundenplan stattgefunden. Das wäre für den Montag nach den Pfingstferien nicht anders zu erwarten. Am Sonntag allerdings war es lange Zeit unklar, ob die Ferien an beiden Schulen nicht doch vielleicht verlängert werden müssen. Das Wetter hätte den Start in den Schulalltag beinahe vermasselt.
Was beide Schulen vor eine Ausnahmesituation stellte, war das Wasser – wenn auch nicht das reißende Wasser der vorbeitosenden Lindach. Es war der gestiegene Grundwasserpegel nach den langanhaltenden Regenfällen, der
dafür sorgte, dass sich das Wasser seinen Weg durch alle möglichen Ritzen im Beton suchte. Kellerräume standen unter Wasser, wie eben auch die untere Sporthalle, die jetzt auf längere Zeit hinaus nicht mehr zu nutzen sein wird.
Marlon Lamour, der Rektor der Freihof-Realschule, gibt eine realistische Einschätzung ab: „Dieses Schuljahr gibt es dort keinen Sport mehr.“ Bis zu den Sommerferien wird der entsprechende Sportunterricht in den Außenbereich am Hafenkäs verlegt werden müssen. Die kühnste Hoffnung des Schulleiters: „Wenn wir die untere Halle im September wieder nutzen könnten, wäre es gut.“
Boden saugt Wasser auf
Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader, der am Sonntag persönlich vor Ort war, bestätigt das aus seiner Sicht: „Ich vermute, dass wir den Boden rausreißen müssen.“ Deshalb sei es auch keine große Frage gewesen, ein Loch in den Hallenboden zu sägen, um das Wasser unter dem Boden abpumpen zu können. Die Pumpe, die eigentlich zu diesem Zweck fest installiert ist, konnte nicht arbeiten, weil sie keine Stromversorgung mehr hatte. Das Loch im Boden habe aber das Dilemma aufgezeigt: „Der Holzboden hat das Wasser aufgesogen. Dadurch wird alles so wellig, dass sich da kein Sport mehr machen lässt.“

Der Stromausfall wurde indessen zum Hauptproblem für beide Schulen. Außerdem waren die Server durch das Wasser extrem gefährdet. Sowohl für den Strom als auch für die EDV waren am Sonntag und teils noch am Montagmorgen provisorische Überbrückungen zu schaffen, um den jeweiligen Schulbetrieb überhaupt erst zu ermöglichen.
„Unsere Technikräume sind ohne Strom. Wir nutzen sie trotzdem für den Unterricht, sind dabei aber entsprechend eingeschränkt“, sagte Marlon Lamour am Montag. Seine Grundschulkollegin Andrea Bizer berichtet Ähnliches aus der Hammerschmiede: „Dort gab es schon öfters Wassereinbrüche, sodass wir nichts Wertvolles mehr im Keller lagern, sondern nur ein paar alte Stühle.“ An ihrer Schule sind den ganzen Tag über Pumpen in Betrieb. Das Wasser ist zum Glück zurückgegangen, aber unter dem Kellerflur tropft es noch in einen Kanal. Am anderen Ende des Schlauchs, der das Wasser über den Keller und das Treppenhaus in die Lindach ableitet, zeigt sich, dass es sich um Grundwasser handeln muss: Wie ein Wasserfall ergießt sich dort klares, helles Wasser in die Lindach.
Jalousien könnten ausfallen
Wie lange der Strom in den betroffenen Gebäudeteilen ausfallen wird, war bis zum Abend noch unklar. Für Grundschulleiterin Andrea Bizer ist das aber eines der Hauptprobleme für die nächsten Tage, vielleicht sogar Wochen: „Das könnte ziemlich schwierig werden mit den Jalousien: Wenn es richtig heiß wird, können wir keinen Unterricht in der Hammerschmiede abhalten, solange wir keine Möglichkeit haben, die Jalousien runterzulassen.“

Was der Schule wie auch den Eltern erspart geblieben ist, war ein schulfreier Tag, wenn nicht gar mehrere. An der Realschule stehen am Dienstag die Mathe-Prüfungen der Zehntklässler an. „Die hätten auf jeden Fall Unterricht gehabt“, stellt Marlon Lamour fest. „Und auch für die Fünfer und Sechser hätten wir eine Notbetreuung eingerichtet.“ Gut, dass es nicht so weit kommen musste - und dass auch die Grundschule nahezu normalen Unterricht anbieten konnte. „Die Vierer sind gerade im Schullandheim“, erzählt Andrea Bizer. Diese Tatsache hat es ein wenig einfacher gemacht, für die übrigen Klassen „normalen“ Unterricht zu organisieren – nachdem die Nutzung der IT sichergestellt war.
Sowohl Andrea Bizer als auch Marlon Lamour loben die Organisation der Stadtverwaltung und die Arbeit der Feuerwehr, der Elektriker, der IT-Fachleute und des Hausmeisters. „Das war einfach großartig am Sonntag“, sagt Andrea Bizer. „Es hat alles reibungslos funktioniert. Auch die Information war vorbildlich.“