Zwei Feuerwehrleute knieten am Dienstagabend in der Jesinger Schönbergstraße auf dem Asphalt und versorgten ein verletztes Kind. Hinter ihnen stieg Rauch aus dem Katholischen Gemeindezentrum Sankt Lukas in den Himmel auf. Einige Menschen klopften im Obergeschoss panisch an die Scheiben und riefen laut um Hilfe. Zum Glück war alles nur eine Übung der Freiwillige Feuerwehr Kirchheim, Abteilung Jesingen. Trotzdem musste jeder Handgriff sitzen. Während Karl-Heinz Käppeler und Rainer Holyer gegen 19.30 Uhr ein Standrohr an den Hydranten anschlossen, rollten einige Kameraden eilig die Schläuche aus und schlossen sie an die Verteiler an. Für genügend Löschwasser war also gesorgt.
Zeitgleich warfen sich Felix Schäfer und Timo Bitterer ihre Atemluftflaschen über die Schultern. Sekunden später betraten die beiden Atemschutzgeräteträger das Gebäude. Dort stand – so das Szenario – die Küche lichterloh in Flammen, weil eine Pfanne mit Fett Feuer gefangen hatte. Überall im Gebäude hatte sich der Rauch ausgebreitet. Schäfer und Bitterer konnten nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen. Deswegen gingen die Feuerwehrmänner in die Hocke und suchten sich an der Wand entlang ihren Weg durch Flure und Räume. Dabei spreizte jeder von ihnen ein Bein ab, um es zur Personensuche einzusetzen.
Ein Auto steht im Weg
Kurz darauf traf auch die Abteilung Stadtmitte mit ihrer Drehleiter an der Einsatzstelle ein. Doch bevor die Rettungskräfte das Fahrzeug in Positionen bringen konnten, musste Sören Schäfer den Fahrer eines Kombi bitten, sein Auto umzuparken. Einmal mehr wies deshalb der Jesinger Abteilungskommandant darauf hin, Autos immer in gekennzeichneten Parkflächen und fünf Meter von Kurven- und Kreuzungsbereichen entfernt abzustellen. Nur so sei laut Schäfer gewährleistet, dass die breiten Feuerwehrfahrzeuge mit ihrem großen Wendekreis ungehindert den Zielort erreichen und schnell in den laufenden Einsatz integriert werden können. Mit Hilfe der Drehleiter wurde hoch über dem Gemeindezentrum eine sogenannte Riegelstellung aufgebaut. „So wird Wärmestrahlung reduziert und Funkenflug verhindert“, erklärte Sören Schäfer. „Auf diese Weise wird sichergestellt, dass ein Brand nicht auf die angrenzenden Häuser und Bäume übergreift.“
In der Zwischenzeit hatten Felix Schäfer und Timo Bitterer in der Speisekammer ein bewusstloses Kind gefunden, das sie draußen Michael Bezler und Kirsten Berardini übergaben. Laut Szenario hatten die zwei Feuerwehrleute die Aufgabe, das Mädchen und andere Verletzte bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu versorgen.
Im Obergeschoss des Gemeindezentrums half Christian Drechsler einer jungen Frau, aus dem Fenster zu klettern. Vor dem Abstieg hatte er sie mit einem Rettungsknoten am Seil gesichert. Gleichzeitig sicherte sich Drechsler auch selbst mit der Feuerwehrleine direkt am Gebäude, um die Kräfte die bei einem möglichen Fall aus großer Höhe entstehen, zu minimieren. Anschließend stieg die Gerettete über eine Steckleiter nach unten, wo sie medizinisch versorgt wurde.
Die große Herausforderung bei öffentlichen Gebäuden besteht laut Timo Bitterer darin, dass es viele Räume gibt, die die Einsatzkräfte nach Vermissten absuchen müssen. „Hinzu kommt, dass sich bei Veranstaltungen viele Menschen in so einem Gebäude aufhalten können.“, sagte Felix Schäfer. Erschwerend käme hinzu, dass Kinder bei Gefahr dazu neigten, sich zu verstecken. Deshalb müssten die Retter zum Beispiel auch in Nischen oder Schränken nach ihnen suchen.
Kurz nach 20 Uhr war die Übung beendet, die etwa 100 Zuschauer begeistert verfolgt hatten.