Die Katholische Familienpflege im Landkreis Esslingen ist eine der Organisationen, die sich um Kinder kümmert, deren Eltern aufgrund von Krankheiten, Risikoschwangerschaften, Operationen oder Rehas Unterstützung benötigen. Und zwar völlig unabhängig von der Konfession. Sogenannte Familienhelferinnen kümmern sich um die Hausaufgabenbetreuung, spielen mit den Kindern und beschäftigen sie, bis das erkrankte Elternteil genesen ist. Voraussetzung ist ein ärztliches Attest, das von der Krankenkasse akzeptiert wird.
Erkrankt die Mutter an Krebs und benötigt während der Therapie Unterstützung, ist völlig klar, dass die Kasse die Kosten für die Familienpflege übernimmt. „Es gibt aber Familien, die durch alle Raster fallen“, sagt Bettina Betzner, Geschäftsführerin der Katholischen Familienpflege im Dekanat Esslingen-Nürtingen. Ein Beispiel: Eine Familienpflegerin hat die Familie während der Krebserkrankung der Mutter unterstützt. Die Kosten übernimmt die Krankenversicherung. „Wenn die Mutter verstirbt, fällt mit dem Todestag die Finanzierung weg, weil die Versicherte ja nicht mehr da ist“, sagt Betzner. Weil die Organisation solche Familien nicht im Stich lassen möchte, ist sie auf Spenden angewiesen, „um die Lücke zu schließen“, bis ein neuer Kostenträger gefunden ist.
Ein anderes Beispiel: Attestiere der Hausarzt Erschöpfung bei Mutter oder Vater, werde das von den Kassen nicht immer akzeptiert. „Auch da konnten wir während Corona häufig überbrücken“, sagt Betzner. Unter den Familien, die durch alle Raster fallen, seien häufig auch Eltern mit behinderten Kindern, die zwischendurch unbürokratisch Entlastung benötigten. Diese spendenbasierte Art der Unterstützung sei bei etwa fünf bis acht Familien im Jahr nötig und dauere zwischen einer Woche und einem Monat, sagt Betzner.
Was die Katholische Familienpflege außerdem macht
HOT Neben der klassischen Familienpflege bietet die Organisation das so genannte Haushaltsorganisationstraining (HOT) an. Es kommt in Familien zum Einsatz, in denen es den Kindern nicht gut geht und in denen sich grundlegend etwas verändern muss, damit das Kind in der Familie bleiben kann. Verordnet wird das Training vom Sozialen Dienst. Inhaltlich geht es um grundlegende Dinge, die jedoch manche Menschen nie erlernt oder aufgrund belastender Situationen verlernt hätten, sagt Bettina Betzner. Beispielsweise: „Was brauchen Kinder, damit sie gut versorgt sind? Wie baut man eine Bindung auf? Welche Arzttermine sind nötig? Wie hält man die Wohnung sauber? Wie kleidet und ernährt man Kinder?“
Das Angebot „Laufrad“ wird ebenfalls vom Sozialen Dienst vermittelt, richtet sich jedoch an Familien, die lediglich temporäre Schwierigkeiten haben. Gründe können Erschöpfung oder eine schwierige Geburt oder Schwangerschaft sein. „Wir helfen der Familie so lange, bis sie wieder selbst unterwegs sein kann“, sagt Betzner.
Die Organisation, die im gesamten Landkreis Esslingen tätigt ist, beschäftigt aktuell rund 25 bis 30 Familienpflegerinnen. Das rein weibliche Team bildet Nachwuchskräfte aus und ist immer auf der Suche nach Verstärkung. adö