Kirchheim. Wenn die Zuhörer am Ende eines Konzerts sagen „Schade, dass es schon vorbei ist“, dann haben die Interpreten alles richtig gemacht. Im Alten Gemeindehaus in der Alleenstraße hörte man viele bedauernde Stimmen, als Sopranistin Constanze Seitz, Tenor Fabian Brandt und der Pianist Jochen Scheytt mit ABBA-Melodien aus dem Musical „Mamma Mia“ den Schlussakkord ihres Benefizkonzerts „Musical Moments“ gesetzt hatten. Das Trio begeisterte nicht nur sein Publikum – die Musik stand auch im Dienst einer guten Sache: Die Einnahmen fließen dem Kirchheimer Förderverein „Bildung gegen Armut in Kolumbien“ zu.
„Seit 2005 unterstützen wir Kinder aus armen Familien in Kolumbien bei der Finanzierung ihrer Schulausbildung mit jährlich 20 000 Euro“, sagte die Vereinsvorsitzende Gerti Grupp. Diese Investition ist gut angelegt: Bisher wurden 107 Kinder gefördert. Inzwischen haben 19 junge Menschen das Abitur abgelegt, manche haben studiert, viele andere praktische Berufe erlernt.
Das vielschichtige Programm las sich wie das „Who is who“ der Musical-Szene. Es war alles vertreten: Von den schmissigen Melodien aus Cole Porters 1934 uraufgeführtem Opus „Anything goes“ bis hin zum US-amerikanischen Fantasiemusical „Aladdin“ von 2019, in dessen Partitur Alan Menken klangliche Bezüge zu den orientalischen Märchen aus „1001 Nacht“ herstellte. Der volltönende Sopran von Constanze Seitz ergänzte sich in „Alles, was du kannst“ bestens mit der schlanken Tenorstimme von Fabian Brandt. Dabei überzeugte neben der stimmlichen Qualität der beiden erfahrenen Musical-Profis insbesondere ihre darstellerische Performance. Hinzu kam als tragendes Element die souveräne Klavierbegleitung von Jochen Scheytt, der als Schulmusiker am Schlossgymnasium in Kirchheim bestens bekannt ist. Eine besondere Atmosphäre entstand, als Constanze Seitz mit spannungsvoll gezogenen Melodielinien und strahlender Höhenlage „Think of me“ aus „Phantom of the Opera“ von Andrew Lloyd Webber zelebrierte. Doch nicht nur vokal überzeugte die Lichtenwalderin, auch ihre extrovertierte Körpersprache begeisterte das Publikum. Ganz in ihrem Element war Seitz im „Zellenblocktango“, einem Song aus dem Musical „Chicago“ des Broadway-Starkomponisten John Kander: Als Femme fatale beförderte sie fünf Ehemänner ins Jenseits. Und als sie später vom Tenor selbst um die Ecke gebracht wurde und einige kräftige Männer ihre Leiche von der Bühne schleppen mussten, war der Schrecken im Publikum groß. Doch alsbald erfreute sich Constanze Seitz wieder bester Gesundheit. Zum Schluss gaben die drei nochmals richtig Gas. Mit dem Stimmungsmacher „You can’t stop the Beat“ zog das Trio alle Register: Die fetzige Musik und gekonnte Tanzeinlagen rissen die Zuhörer zu Beifallsstürmen hin. Rainer Kellmayer