Es ist ein Thema, mit dem man sich nicht so gern beschäftigt: Wenn es mal nicht mehr so geht, wie es sollte. Wenn man ohne Hilfe den Alltag nicht mehr meistern kann. Sei das aus Altersgründen, aufgrund von Krankheit oder einem Unfall: Es geht um die Pflegebedürftigkeit. „Die Pflege ist eine gesellschaftliche, kulturelle und sozialpolitische Herausforderung“, ist Christa Doll von der Frauenliste Kirchheim überzeugt. Zumal die Zahl der pflegebedürftigen Menschen stetig steige. Gleichzeitig gebe es aber zu wenig Pflegekräfte - nicht zuletzt, weil der Beruf aufgrund der zu geringen Bezahlung unattraktiv geworden ist. „Es muss ein Umdenken stattfinden: Was ist uns Pflege und eine gute Versorgung wert?“
Eines ist klar: Pflege kostet. Und das nicht zu knapp. Wie man diese schwierige Situation dennoch meistern kann, welche Hilfen es gibt und was sich an den Pflegegesetzen geändert hat, erfahren die Zuhörer von Thomas Rohr vom Sparkassenberatungsdienst. „Schlafend sterben im Bett lässt sich nicht immer einrichten“, bringt es Rohr auf den Punkt. Sprich: Pflegebedürftig kann jeder früher oder später werden.
So werden die Menschen heute zwar statistisch gesehen immer älter und bleiben auch länger gesund als die Generationen davor. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen zu. „2,7 Millionen sind es aktuell, 3,5 Millionen werden im Jahr 2030 und ganze 4,5 Millionen weitere 30 Jahre später erwartet“, weiß Thomas Rohr und nennt weitere Zahlen, die zum Nachdenken bewegen: „Jeder dritte über 85-Jährige ist pflegebedürftig, bei den Über-90-Jährigen sogar jeder Zweite.“ Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, selbst pflegebedürftig zu werden ist hoch. Daher ist es sinnvoll, sich rechtzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Der Trend geht zur häuslichen Pflege, erfahren die Zuhörer. Darauf hat die Politik mit zum Teil deutlich erhöhten Sätzen für die ambulante Pflege zu Hause reagiert. So wurden etwa aus den bislang drei Pflegestufen fünf neue Pflegegrade - „das führt auf einen Schlag zu einer halben Million mehr Leistungsbeziehern“, so Rohr. Dennoch: Die neuen Pflegestärkungsgesetze hält er für wichtig und richtig. Ein paar positive Beispiele: Bislang bezog sich die Pflegebedürftigkeit vor allem auf körperliche Einschränkungen, jetzt werden auch geistige und seelische Beeinträchtigungen berücksichtigt. Die Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen steht bei der Einstufung im Mittelpunkt. Abgefragt werden dabei sechs relevante Lebensbereiche wie die Mobilität, die Selbstversorgung oder kognitive und kommunikative Fähigkeiten. Es stellen sich Fragen wie: Kann sich die Person nachts noch allein drehen und noch selbstständig aufrecht sitzen? Oder: Kann die Person noch eine Sprudelflasche ohne Hilfe öffnen. Thomas Rohr hat noch einen wichtigen Rat für den Tag der Befragung: „Bitte verhalten Sie sich wie an den restlichen 364 Tagen auch. Viele laufen da plötzlich zu olympischen Höchstleistungen auf. Damit ist niemandem geholfen.“
Für die Zuhörer war es ein hilfreicher Vortrag: „Es wurde deutlich, dass man so viel wie möglich organisieren sollte, solange es noch selbst geht“, so Bärbel Kortzke. „Es ist wichtig, sich jetzt zu informieren, bevor man selbst oder die Eltern betroffen sind“, nimmt auch Sabine Lauterwasser für sich mit. In Sachen Vollmachten will sich Eva Fronmayer-Carey Gedanken machen: „Als Ehepartner hat man das eher schon, aber eigentlich müsste man da auch die Kinder schon jetzt mit einbeziehen.“