„Auch 241 Jahre nach seinem Erscheinen gibt es kaum einen anderen Roman, der so treffend die Empfindungen unglücklich verliebter in Worte fasst“, so ist auf dem Handzettel des Dinkelsbühler Landestheaters zu lesen – ein Programm gab es leider nicht. Das ist die Frage: Spricht Werther und ein Theater über Werther die heutige Jugend an? In diesem Jahr fand ein Theaterexperiment statt. Eine Aufführung des Kulturrings, der „Werther“, wurde in das Angebot des „Szenenwechsels“, der Kinder- und Jugendtheaterwochen, aufgenommen. Dieses Angebot wurde angenommen. Zwei Klassen senkten das Durchschnittsalter der Zuschauer in der Stadthalle beträchtlich. Entscheidend war natürlich, wie Werther und das Theater über Werther bei den Jugendlichen ankommt. Dass sich jetzt junge Leute in Wertherkleidung zeigen oder in seiner Nachfolge wie zu Goethes Zeiten umbringen, das wird – hoffentlich – nicht geschehen. Auch seine überfließende Sprache wird die „coole“ Generation nicht sprechen. Doch seine Jugendlichkeit und seine Sensibilität laden zur Identifizierung ein, wie sich bei der positiven Reaktion des jungen Publikums zeigte. Das Experiment, das Jugendtheaterangebot in das Erwachsenentheater zu integrieren, ist gelungen. Doch auch ohne „Szenenwechsel“ gibt es eine Möglichkeit, in die Theaterkultur hineinzuwachsen und so sein Leben zu bereichern. Der Kulturring bietet zu sehr günstigen Bedingungen ein Jugendabo an.ust
Werther und das junge Publikum