Kirchheim
WGs für den schmaleren Geldbeutel

Cluster Im Kirchheimer Steingau-Quartier sind im April zwei Einheiten mit jeweils vier autarken Wohnungen bezugsfertig. Dort sollen sich zwei Wohngemeinschaften für Alt und Jung etablieren. Von Andreas Volz

Draußen Pflaster, innen Cluster: So sieht ein Teil des Wohnkonzepts in der Carl-Mayer-Straße im Kirchheimer Steingauquartier aus. Das Pflaster gibt es am Hauseingang sowie auf den Terrassen und im großzügigen Innenhof. Das Cluster
 

Natürlich muss sich das Projekt für uns rechnen. 
Martin Elmlinger
bezeichnet sich trotzdem lieber als Bauherr und nicht als „Investor“

gibt es in zwei Wohnungen die direkt über- und untereinander liegen. Cluster bedeutet so viel wie „Ballung“. Mehrere autarke Wohnungen sind um einen Gemeinschaftsraum herum gebündelt. Es ist also eine Art WG, die sich in den Clusterwohnungen jeweils etablieren soll – mit dem Unterschied, dass jeder ein eigenes Bad und eine eigene Küche hat. Im Gemeinschaftsraum gibt es eine größere Küche mit Backofen.

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Das Besondere an den beiden Clusterwohnungen, die Martin Elmlinger und Heidrun Ganser anbieten: Beide wollen ihre vier einzelnen Wohnungen an Menschen mit vergleichsweise schmalem Geldbeutel vermieten, als entweder an Rentner oder an Alleinerziehende. Da mag man spontan an mögliche Konflikte denken, die bei zu enger Nachbarschaft zwischen ruhebedürftigen älteren Menschen und tobenden Kindern entstehen. Es kann aber auch umgekehrt sein: Die älteren Mitbewohner erfreuen sich am Leben in ihrer Clusterwohnung und nehmen gerne die Position von Ersatzgroßeltern ein.

So stellen es sich die Bauherren vor, die eher zufällig zueinander gefunden haben: Im gesamten Projekt, das sich unter dem Namen „Lebensreich“ zusammengeschlossen hat, gibt es neun unterschiedliche Einheiten. In sechs Fällen ziehen die Eigentümer auch selbst ein. Martin Elmlinger gehört ebenso zur Baugemeinschaft wie Heidrun Ganser und ihr Mann.

Flexibilität ist Trumpf 

Die Id ee mit den bei den Clusterwohnungen hat sich nach und nach entwickelt. Die Konzepte haben sich jeweils angeglichen. Eigentlich gibt es nur einen Unterschied: Im Erdgeschoss hat jede der vier Wohnungen eine eigene Haustür. Sie lässt sich also betreten, ohne den Weg über den großen Gemeinschaftsraum zu nehmen. Im ersten Stock ist das anders: Dort haben drei von vier Wohnungen eine eigene Tür zum Treppenhaus. Die vierte Wohnung lässt sich dagegen nur über den Gemeinschaftsraum erreichen. Das lässt sich aber flexibel handhaben, weil es in diesem Fall eine direkte Verbindung zu einer weiteren Wohnung gibt. Gegebenenfalls lassen sich also diese beiden Wohnungen zusammenlegen.

Flexibilität ist ohnehin Trumpf. Zu den künftigen Bewohnern sagen Martin Elmlinger und Heidrun Ganser: „Wir wollten die Wohnungen erst einmal fertigstellen und dann nach Mietern schauen.“ Bezugsfertig sollen die Wohnungen bereits im April sein. Deswegen wollen die Bauherren jetzt so langsam an die Öffentlichkeit gehen. Einig sind sie sich auch an einem anderen Punkt: „Wir wollen keinen Hauptmieter . Wir könnten uns aber vorstellen, dass jemand die Rolle von  ,Hauseltern’ übernimmt.“ Wichtig sei nur eins: „Dass die Leute, die da gemeinsam wohnen, zusammenpassen – und dass sie sich diese Wohnform für sich selbst vorstellen können.“

Wenn die ersten Mitbewohner einmal ausziehen, sollen die übrigen auf jeden Fall mitentscheiden, wen sie in ihre Gemeinschaft aufnehmen wollen, die bis dahin gewachsen sein sollte. Zur Gemeinschaft gehört wohl auch die gemeinsame Waschmaschine im Keller:  Da gibt es für jedes Cluster nämlich nur einen Anschluss. Aber so etwas lässt sich ebenso regeln wie die Tatsache, dass es für jedes Cluster auch nur einen Tiefgaragenstellplatz und einen gemeinsamen Kellerraum gibt.

Heidrun Ganser ist von dem Gesamt-Projekt so überzeugt, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann eine eigene Wohnung in einer der oberen Etagen bezieht. Als „Investoren“ wollen sich Martin Elmlinger und das Ehepaar Ganser aber nicht verstehen. „Natürlich muss sich das Projekt für uns auch rechnen“, sagt Martin Elmlinger. Allenfalls geht es ihnen um eine nachhaltige Investition – für sich selbst wie für ihre künftigen Mieter.

Um Mieter zu finden, haben die Bauherren bereits Kontakt zum „Treffpunkt alleinerziehender Menschen“ aufgenommen. Ansonsten können sich Interessenten auch unter der E-Mail-Adresse clusterkirchheim@outlook.de an die Bauherren wenden.