Kirchheim
Wie aus Lügen ein Klima der Gewalt entsteht

Theater Schüler des Schlossgymnasiums haben Arthur Millers „Hexenjagd“ aufgeführt.

Kirchheim. Arthur Millers 1953 in den USA erschienenes Drama „The Crucible“ - zu Deutsch: Hexenjagd - ist bis heute eines der am meisten aufgeführten Dramen weltweit. Warum das so ist, hat der English Theatre Club des Kirchheimer Schlossgymnasiums unter der Leitung von Ralf Döring beeindruckend auf der Bühne gezeigt.

Die Story: Die streng puritanische Kleinstadt Salem gerät 1692 in Aufruhr, als einige Mädchen seltsame Symptome und vermeintlich verdächtiges Verhalten zeigen. Schnell ist von dunklen Mächten und Hexerei die Rede und ein bekannter Exorzist wird beauftragt, die mysteriösen Ereignisse zu untersuchen und verhört die Mädchen. Um sich selbst vor Strafmaßnahmen zu schützen, beginnen sie, andere Frauen des Dorfes zu beschuldigen. Die einsetzende Hexenjagd entwickelt eine tödliche Dynamik. Denunziationen, Misstrauen und Paranoia greifen um sich.

Wie sich im Verlauf des Stücks die streng gläubige Gesellschaft gegenseitig zerlegt, mit welcher Willkür und Selbstherrlichkeit das einberufene Gericht immer mehr Todesurteile jenseits von Vernunft und Barmherzigkeit fällt, wird von den jungen Schauspielern beklemmend in Szene gesetzt. Das Publikum erstarrt in Anbetracht des fanatischen Handelns der einen und der Blindheit der anderen, die sich durch eine Gruppe manipulativer junger Frauen viel zu leicht täuschen lassen.

Für die Schüler ist das Stück eine Herausforderung. Da ist zum einen die Sprache, welche dem Englisch des 17. Jahrhunderts angelehnt ist und Besonderheiten aufweist, die sich die Schüler in zahlreichen Proben hart erarbeiten mussten. Daneben mussten sie neben kammerspielartigen Szenen auch Massenszenen darstellen. Dank intelligent eingesetzter Requisiten und eines flexiblen Bühnenbilds konnten sie diese Aufgaben überzeugend lösen. In einem arbeitsintensiven Schuljahr Zeit für Textarbeit, die Aneignung und völlige Durchdringung der eigenen Theaterrolle, Proben und den Feinschliff aufzubringen, war schließlich die wohl größte Anstrengung, die es zu leisten galt. Der lang anhaltende Beifall der Zuschauer am Ende des Stücks belohnte diese Mühen.

Millers Stück entstand 1953 auf dem Höhepunkt der Kommunistenverfolgung in den USA und bezieht sich auf einen realen Fall neuzeitlicher Hexenverfolgung, der sich 1692 in Salem, Massachusetts, ereignete. Der stellvertretende Schulleiter Hans-Ulrich Lay verwies darauf, dass die Frage, wie aus Ängsten, Lügen und Fake News ein Klima der Gewalt entsteht, bis in die Gegenwart aktuell bleibt.mc