Dass seine Schulart am Ende ist, hat er aus der Zeitung erfahren. Am Tag nach Bekanntwerden der Beschlüsse der Landesregierung, die unter anderem die Abschaffung der Werkrealschule beinhalten, ist Thorsten Bröckel immer noch hörbar schockiert. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt der Schulleiter der Alleenschule, der Kirchheimer Ganztags-Grund- und Werkrealschule in der Kirchheimer Stadtmitte. So wie ihm geht es auch seinen Kolleginnen und Kollegen. „Bei uns ist die Stimmung gerade etwas gedrückt“, sagt Bröckel mit einem kurzen Lachen.
Es ist aber nicht nur die Art der Kommunikation, die Bröckel sauer aufstößt. „Das, was ich bisher lesen konnte, ist natürlich fatal für die Werkrealschulen“, sagt der Schulleiter, der auch geschäftsführender Rektor der Kirchheimer Schulen ist. Bröckel erinnert sich noch gut daran, wie nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung das große Hauptschul-Sterben einsetzte. Dann wurden 2010/2011 Werkrealschulen eingeführt, mit der Möglichkeit, nach zehn Schuljahren die mittlere Reife zu erwerben. „Das hat man gemacht, um den Ruf der Hauptschule etwas zu polieren“, sagt Bröckel. Und jetzt? „Dieses Mal ist das Sterben gewollt“, sagt der Schulleiter.
Was hat das für praktische Auswirkungen? Wie verunsichert sind Eltern angesichts dieser Nachricht? „Aktuell gibt es noch keine Rückfragen von Eltern“, sagt Thorsten Bröckel. Die Kinder, die aktuell die Alleenschule besuchen oder für das kommende Schuljahr 2024/2025 angemeldet sind, betreffe das ja nicht. Zumindest vermutet er das, denn bisher ist nicht bekannt, wie die Reform im Detail umgesetzt werden soll. Laut Landesregierung sollen Werkrealschulen und Realschulen Verbünde eingehen. „In Lenningen oder Weilheim, wo die Schularten an einem Campus zusammen sind, mag das ja funktionieren, aber bei uns ...“, sagt Thorsten Bröckel. Bekanntlich sind die Alleenschule und die Freihof-Realschule nicht an einem Standort. „Räumlich, logistisch und organisatorisch wäre das schwierig“, sagt er.
300 Schülerinnen und Schüler besuchen aktuell die Werkrealschule der Alleenschule. Circa 100 werden in vier sogenannten Vorbereitungsklassen unterrichtet, in denen ein besonderer Fokus auf Sprache gelegt wird. „Da müsste man dann auch überlegen, wo die andocken sollen“, sagt Bröckel. Fragen über Fragen, auf die der Schulleiter in der kommenden Woche gerne eine Antwort hätte. „Bei uns steht alles auf dem Spiel“, sagt er.