Mobilität
Wie die Kreissparkasse ihre Mitarbeiter zum Radfahren bewegt

Verschwitzt am Schreibtisch sitzen? Das ist eine Vorstellung, die viele Menschen davon abhält, ins Büro zu radeln. Bei Tobias Pech ist das anders.

Radelt nicht nur bei Sommerwetter ins Büro: Tobias Pech. Foto: Carsten Riedl

Wie ein typischer Banker sieht Tobias Pech nicht aus, als er in Trikot und Radhose auf seinem Gravel-Bike um die Ecke biegt. Der 44-Jährige arbeitet bei der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen (KSK) und pendelt an rund 120 Tagen im Jahr mit dem Rad zur Arbeit. Das ist nur deshalb möglich, weil an seinem Arbeitsort in Esslingen eine Infrastruktur auf ihn wartet, die förmlich dazu einlädt, das Auto in der Garage zu lassen: eine sichere Abstellmöglichkeit fürs Rad, eine Reparaturstation, Duschen, Umkleideräume und Spinde für die Arbeitskleidung, um nur ein paar Dinge zu nennen.

 

„Den Pendelweg mit dem Training zu verbinden, das reizt mich.

Tobias Pech, KSK-Mitarbeiter

 

Kein Wunder also, dass die KSK in diesem Jahr vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) die Auszeichnung „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ in Gold erhalten hat. Zuvor war sie bereits mit Silber zertifiziert worden. „Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen unterstützt ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Fahrrad für den Arbeitsweg nutzen, mit vielen verschiedenen Maßnahmen. Damit punktet sie beim betrieblichen Gesundheits-, Umwelt- und Mobilitätsmanagement“, sagte Thomas Albrecht, Mitglied des ADFC-Kreisvorstands Esslingen zur Begründung.

Wer als KSK-Mitarbeiter mit dem Rad zur Arbeit pendelt, kann bis zu 1000 Euro Zuschuss pro Jahr erhalten. „Das hat für mich aber nicht den Ausschlag gegeben“, sagt Tobias Pech, der Abteilungsdirektor für Gewerbe- und Firmenkunden in Esslingen ist. Als passionierter Radler reizt es ihn, sein Training mit dem Pendelweg zu verbinden und auf diese Weise Strecke zu machen, ohne noch mehr von seiner Familie getrennt zu sein. 7000 Kilometer im Jahr kommen auf diese Weise zusammen. Anderthalb bis zwei Stunden braucht der Kirchheimer für die 45 bis 50 Kilometer pro Tag. „Mit dem Auto wäre ich in etwa gleich lang unterwegs“, sagt er in Anspielung auf die Staus, die die B 10 und die A 8 zu den Stoßzeiten täglich verstopfen.

Ein schöner Nebeneffekt sind die netten Begegnungen auf der Strecke. „Man kennt die anderen Fahrradpendler mittlerweile und grüßt sich“, sagt der Kirchheimer. Manchmal radelt er mit Kolleginnen und Kollegen, immer wieder verabredet er sich mit seinem Bruder, der ebenfalls durchs Neckartal pendelt. Auch KSK-Vorstandsmitglied Frank Dierolf, der selbst regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit fährt, hat er unterwegs schon getroffen. 

Natürlich gibt es Tage, an denen das Rad in der Garage bleibt. „Wenn’s morgens regnet, nehme ich das Auto, weil ich nicht abends in die nassen Klamotten steigen will“, sagt er. „Oder wenn ich Termine habe, bei denen ich das Auto brauche.“ Kälte und Dunkelheit sind hingegen kein Hinderungsgrund. 

Dass die Kreissparkasse ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Radfahren ans Herz legt, hat auch ganz pragmatische Gründe: „Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt, hat laut ADFC im Schnitt ein Drittel weniger Krankheitstage – und ein niedrigeres Infektionsrisiko“, schreibt die Kreissparkasse in einer Pressemitteilung. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt selbstverständlich eine Rolle. Tobias Pech kann bestätigen, dass das Radpendeln einfach guttut. „Man kommt morgens wach bei der Arbeit an und kriegt abends den Kopf frei.“

 

Wie die KSK ihre Mitarbeiter zum Umstieg bewegt

Auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Arbeitgeberin hat die Kreissparkasse nach eigenem Bekunden schon etliche Etappenziele erreicht, zum Beispiel: bis zu 1000 Euro Zuschuss pro Jahr für Mitarbeitende, die mit dem Rad zur Arbeit pendeln, Fahrradleasing, sichere Abstellmöglichkeiten und Reparaturstationen sowie Steckdosen zum Laden von Akkus, Umkleideräume und Duschen, Kurse für Mitarbeitende wie „Pflege und Wartung“ und „Bikefitting“ sowie die Teilnahme an Aktionen wie „Stadtradeln“ und „Mit dem Rad zur Arbeit“. Weitere Angebote sind geplant, zum Beispiel Fahrradtest-Nachmittage in Zusammenarbeit mit Fahrradhändlern und die medizinische Begleitung beim Umstieg aufs Rad. „Wir sind für alle Ideen offen, die dazu führen, dass noch mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen“, so Katharina Gärtner, Leiterin des Betrieblichen Gesundheitsmanagements bei der Kreissparkasse.