Kirchheim
Wie ein kulinarischer Workshop

Veranstaltung Brot, Käse und Wein: Was braucht es mehr? Erzeuger aus der Region präsentieren im Café-Haus Veit in Kirchheim Kostproben aus eigener Herstellung und geben Einblicke in ihre Produktion. Von Andrea Barner

Wer hätte gedacht, dass in der Outlet-City Metzingen seit 1 000 Jahren Wein angebaut wird? Oder dass in der Nähe des Landesgestüts Marbach Wasserbüffel grasen? Und in Beuren und Bempflingen wird Rotkornweizen angebaut, eine uralte Weizensorte mit besonders vielen Antioxidantien. 40 Teilnehmer genossen im Café-Haus Veit in der Kirchheimer Tannenbergstraße Kostproben regionaler Produkte.

Gastgeber des Events war das Bäckerhaus Veit. Eine Großbäckerei aus Bempflingen bei Nürtingen mit 60 Filialbetrieben. Sie wurde vor 90 Jahren gegründet und legt großen Wert auf den Titel „Familienbetrieb“. Marketingleiterin Susanne Erb-Weber will die Gäste mitnehmen in die traditionelle Welt des Bäckerhandwerks. Oberste Priorität, sagt sie, hat die Erzeugung der Zutaten vor Ort: „Wir arbeiten eng mit den hiesigen Landwirten zusammen.“

In Beuren und in Bempflingen wird für die Backstube Rotkorn-Weizen angebaut. Der war schon fast ausgestorben, nur noch eine Handvoll Samenkörner gab es für das erste winzige Versuchsfeld. Auf mittlerweile drei Hektar bleibt die Ernte gering. Rotkörnle-Vollkornbrot gibt es deshalb nur zu ganz besonderen Gelegenheiten. Zum „Kleinen Hanf-Rotkörnle“, „Walliser Nussbrot“ und „Grand Cru Baguette“ aus Weizen und Emmer gibt’s für die Teilnehmer Wein und Käse aus der etwas weiteren Region.

In Metzingen wird seit dem Jahr 1 078 Wein angebaut, ursprünglich für die Benediktinermönche des Klosters Zwiefalten. Im Mittelalter standen rund um Metzingen Weinreben so weit das Auge reicht. Die heutigen „Winzer aus Leidenschaft“ bauen nur 30 Hektar an. „Wir produzieren etwa 250 000 Liter Wein pro Jahr“, erklärt Geschäftsführer Jörg Waldner von der Weingärtnergenossenschaft Metzingen. „Die Hälfte davon wird auf dem Weingut direkt vermarktet, ansonsten in der Gastronomie und im Einzelhandel rund um Metzingen.“ Die mitgebrachten Weinproben reichen vom halbtrockenen Müller-Thurgau über Chardonnay und Samtrot bis hin zum schweren Spätburgunder.

Zu Brot und Wein gehört ein guter Käse. Der Heidäcker Hof befindet sich in Hohenstein-Ödenwaldstetten. „Wir haben die spleenige Idee gehabt, mal auszuprobieren, ob sich Büffel auf der Schwäbischen Alb wohlfühlen“, plaudert Helmut Rauscher aus dem Nähkästchen. Und tatsächlich: Die rumänischen Wasserbüffel „fühlen sich da sauwohl“. Der Chef der Hohensteiner Albkäserei ist begeisterter Alphornbläser. Er und seine Frau spielen den Büffeln auf der Weide regelmäßig etwas vor, das „fördert die Milchproduktion“, behauptet er. Eine Albbüffelkuh liefert dennoch nur fünf Liter Milch am Tag, zu wenig für eine rentable Käseproduktion. Deshalb hat Rauscher Käse kreiert wie den „Albzarella“, das „Büffelkuh Rendezvous“ oder die „Wilde Ehe“, alles aus halb und halb Büffel- und Kuhmilch. Er verkauft den meisten Käse direkt ab Hof, zum Beispiel an Wanderer und Besucher, die sich seine Herden und die Käseproduktion einmal ansehen möchten.