Kirchheim
Wie fühle ich mich sicher?

Seminar Kriminalhauptkommissarin Nadine Dörfer gab in der Linde Tipps zum Thema: Sicher unterwegs.

Kriminalhauptkommissarin Nadine Dörfer hatte nicht nur viele Infos im Gepäck, sondern auch wertvolle Tipps für junge Frauen auf Lager. Foto: Helga Single

Kirchheim. Auch Kirchheim habe „Unwohlfühlorte“ und genau deshalb war Kriminalhauptkommissarin Nadine Dörfer vom Polizeipräsidium Reutlingen, Referat Prävention, in die Linde gekommen und gab Tipps zum Thema: Sicher unterwegs. Dieser Beitrag fand im Rahmen der Frauenkulturtage statt in Kooperation mit Frauen helfen Frauen, der Linde und der Frauenliste. In einem geschützten Raum, ganz unter sich, gab es viel Zeit, Fragen zu stellen und Situationen durchzuspielen

Jeder und jede kennt sie, die dunklen Ecken, die Angsträume, um die man besonders bei Dunkelheit einen weiten Bogen macht. Woher kommt dieses subjektive Unsicherheitsgefühl, und was können wir dagegen tun? Kirchheim sei zwar keine Insel der Glückseligen im Hinblick auf Straftaten, aber dennoch ein relativ sicheres Pflaster, was die Zahlen der Statiken beweisen. In den Jahren 2018 bis 2022 erreichte Kirchheim einen Durchschnittswert von 940 Straftaten im öffentlichen Raum. Seit 2018 sank der Wert von 1149 Delikten auf 860 im Jahr 2022. Dennoch bildeten die Zahlen der Statistik nicht alle Straftaten ab, „da gibt es ein großes Hell- und Dunkelfeld“, weiß die Expertin zu berichten.

„Nein heißt Nein“

Besonders sexuelle Übergriffe seien extrem schambehaftet und die Opfer zeigten nicht alle Vorfälle an. Darunter fielen nicht nur Vergewaltigungen, sondern auch sexuelle Belästigungen wie unsittliches Berühren oder das Verabreichen von Ko- Tropfen. Es müsse klar bleiben, „Ein Nein heißt ein Nein“, und sei nicht verhandelbar. Nadine Dörfer appellierte, sich vertrauensvoll an das geschulte Personal der Polizei zu wenden und die Opfer anzeigen, um Sorge zu tragen, dass es keine neuen Opfer gebe.

Ein besonderes Kapitel nehme laut der Expertin die Gewalt im häuslichen Kontext ein. Zwei Drittel der Frauen hofften darauf, dass es „wieder gut wird“. Erst nach sieben Anläufen verließen die Frauen laut Statistik ihren Partner. Im Jahr 2022 gab es in Kirchheim 43 Delikte gegen sexuelle Selbstbestimmung. Doch was kann „frau“ tun, um nicht Opfer zu werden? Keinesfalls sein Leben einschränken lassen, empfahl die Expertin. „Ich darf mich kleiden wie es mir gefällt. Meine Kleidung ist keine Legitimation zum unerlaubten Anfassen“. Grundsätzlich bevorzugten Täter „leichte Opfer“, die ihnen keinen großen Widerstand entgegensetzten. Mit der einfach zu beherzigen drei L- Regel „Lärm, Leute, Licht“ sei man auf der sicheren Seite. Eine Schiedsrichterpfeife oder einen Schrillalarm in der Handtasche sei das Mittel der Wahl, um auf sich aufmerksam zu machen. Wenn es schnell gehen muss, könne die Notfallkontakte- App auf dem Handy mit Ortung hilfreich sein. Hier lassen sich Notfallnummern ohne langes Entsperren der Tasten wählen.

Einige aus dem Publikum rieten, immer in das S- Bahnabteil hinter dem Lokführer einzusteigen und sich auf jeden Fall zu einer vertrauenswürdig aussehenden Personengruppe zu setzten. Lieber notfalls eine Station weiterfahren und im beleuchteten Wohngebiet den längeren Nachhauseweg akzeptieren als durch das finstere Gewerbegebiet zu gehen oder besser gleich das Taxi nehmen.

Den Täter überraschen

„Die drei großen L ergänzen drei große S“, erklärte die Kriminalhauptkommissarin. „Stimme, Stand, Spannung“. Mit einer strengen bösen furchteinflößenden Stimme und einer sicheren Abwehrhaltung sei das Überraschungsmoment für den Täter groß. „Sowas lässt sich vor dem Spiegel üben“. Auch Selbstbehauptungskurse führten da weiter. In Zweiergruppen wurde das richtige Verhalten an diesem Abend geübt. Helga Single