Wirtschaft
Wie Friederike Lenhart und Nina Kröner-Paschen die Unternehmen ihrer Eltern weiterführen

Das Thema Nachfolge stand beim 16. Frauenwirtschaftstag in der Kirchheimer Volksbank im Mittelpunkt. 

Führen die Unternehmen ihrer Eltern weiter: Friederike Lenhart (links) und Nina Kröner-Paschen. Foto: Antje Dörr

Friederike Lenhart ist erst 34 Jahre alt, als sie gemeinsam mit ihrem Bruder Markus Inhaberin von Leki wird. Dass sie sich diesen Job gewünscht hat, kann man wirklich nicht sagen, denn vorausgegangen ist der Tod beider Eltern. Bereits 2012 war Leki-Geschäftsführer Klaus Lenhart bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. 2021 erliegt die Mutter nur fünf Monate nach der Diagnose den Folgen einer Krebserkrankung. Waltraud Lenhart hatte das bekannte Kirchheimer Unternehmen nach dem Verlust des Ehemannes weitergeführt.

 

Meine Eltern haben sieben Tage die Woche von 8 bis 18 Uhr gearbeitet.

Nina Kröner-Paschen

 

Friederike Lenhart, die eigentlich Krankenschwester ist, hat die Rolle, die das Schicksal ihr zugespielt hat, angenommen, und um zu erklären, warum, erzählt sie eine Geschichte aus dem Jahr 2012: Drei Tage nach dem Tod des Vaters habe ihre Mutter vor der Mannschaft gestanden und gesagt: „Wir machen weiter.“ Waltraud Lenhart habe sich verantwortlich gefühlt für die Mitarbeiter und deren Familien, und genauso empfinde sie, die Tochter, heute auch. „Ich hätte lieber meine Mutter noch hier, aber die Einstellung bleibt: Ich trage Verantwortung für die Mitarbeiter“, sagt die 37-Jährige.

Auch Nina Kröner-Paschen, die gemeinsam mit Friederike Lenhart beim 16. Kirchheimer Frauenwirtschaftstag auf dem Podium saß und die Fragen von Irmela Gaber beantwortete, hatte eigentlich nicht den Plan, Unternehmerin zu werden. Die 40-Jährige ist Geschäftsführende Gesellschafterin der Kröner GmbH aus Hochdorf, einem Unternehmen, das Rohrabdichtungen herstellt. Gegründet wurde es von Kröner-Paschens Vater, der es lange Zeit gemeinsam mit der Mutter betrieb. Ihr Vater habe das Nachfolgethema lange Zeit „gar nicht auf dem Schirm“ gehabt, erzählt Nina Kröner-Paschen. Und als das Thema aufkam, dachte er „klassischerweise zuerst an meinen Bruder“.

Sie selbst machte nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung und verschwendete zunächst keinen Gedanken daran, ins Unternehmen einzusteigen, „weil ich meine Eltern immer sieben Tage die Woche habe arbeiten sehen“. Nach der Ausbildung habe sie sich dennoch ein halbes Jahr Zeit genommen, ins Unternehmen „reinzuschnuppern“ – und dann entschieden, zu bleiben.

Alles über den Haufen geworfen haben beide Unternehmerinnen nicht. Bei Leki habe sie ohnehin gewachsene Strukturen vorgefunden sowie die beiden Geschäftsführer, die ihre Mutter drei Jahre vor ihrem Tod aus den eigenen Reihen eingestellt hat, so Lenhart. „Ich habe aus Respekt vor dem Werk meiner Eltern erst mal ein Jahr lang gar nichts anders gemacht“, sagt Nina Kröner-Paschen. Über lange Sicht hat sich die Kröner GmbH jedoch gewaltig verändert: Aus einem Drei-Mann/Frau-Betrieb ist ein Unternehmen mit 25 Mitarbeitern geworden, das weiter wächst. Die Geschäftsführerin erinnert sich an die Einstellung des ersten Mitarbeiters, eines Lageristen: „Meine Eltern haben sieben Tage die Woche von 8 bis 18 Uhr gearbeitet und sogar die Pakete selbst gepackt. Mir war klar, dass das nicht gesund ist und ich das anders machen will“, erklärt sie den Hintergrund dieser ersten Veränderung. 

Um Unternehmen und Familie unter einen Hut zu bekommen, beschäftigt die Mutter zweier Kinder eine Kinderfrau und hat eine Mitarbeiterin aus den eigenen Reihen zur Geschäftsführerin ernannt. „Sie macht das Tagesgeschäft, ich mache das strategische, mittel- bis langfristige“, sagt Kröner-Paschen. Ihr Vater sei heute stolz, „dass zwei Frauen sein Unternehmen so erfolgreich leiten“.

Friederike Lenhart hat einen wertvollen Ratschlag für Frauen, die vor der Unternehmensnachfolge stehen. „Im Krankenhaus habe ich gelernt: Wenn ich unsicher bin, muss ich fragen“, sagt sie. Sie habe keine Scham, zuzugeben, dass sie sich mit etwas nicht auskenne. „Ich spreche mit Experten, hole mir verschiedene Meinungen ein und treffe dann eine Entscheidung“, sagt sie. Nina Kröner-Paschen schwört auf regelmäßige Business-Coachings, um nicht einzurosten und neue Perspektiven auf ihr Unternehmen zu erhalten. 

Info Der 16. Frauenwirtschaftstag in Kirchheim wurde organisiert vom Netzwerk „frauen-unternehmen“, der Wirtschaftsförderin der Stadt Kirchheim, der Volkshochschule, dem Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Göppingen, dem Regionalbüro für berufliche Fortbildung und der Frauenliste Kirchheim. Gastgeber war die Volksbank Kirchheim, die für Bewirtung sorgte.