Sobald das Thermometer über 30 Grad klettert, wird es voll am Gaulsgumpen in Dettingen. Auf den Wiesen rund um die Fischtreppe liegen Menschen auf Badehandtüchern, etliche tummeln sich im kalten Wasser. Unterhalb des Wasserfalls springen ganz Mutige vom Rand der Böschung in die tiefe Gumpe, tauchen prustend wieder auf. Baden in natürlicher Umgebung, abseits voller Freibäder, und das noch ohne Eintritt – das ist es, was nicht erst seit Corona viele Menschen anlockt.
Doch wie natürlich – und vor allem, wie hygienisch – ist das Bad in dem Fluss überhaupt?
Abwasser in Flüssen
Die Lauter, auch Lenninger Lauter genannt, ist ein Zusammenfluss der Weißen Lauter, die östlich von Gutenberg entspringt, und der Schwarzen Lauter, die in Schlattstall aus dem Boden sprudelt. Von dort durchquert sie Lenningen, Owen, Dettingen und Kirchheim, ehe sie in Wendlingen in den Neckar mündet.
Auf ihrem Weg fließt die Lenninger Lauter an mehreren Kläranlagen vorbei, die Wasser in den Fluss einleiten, beispielsweise in Gutenberg und Owen. Fäkalien sind darin zwar nicht mehr enthalten, doch die Bakterien, die Magen-Darm-Beschwerden auslösen können, lassen sich nicht vollständig herausfiltern. In den Sommermonaten, die häufig durch Trockenheit gekennzeichnet sind, nimmt laut Landratsamt der prozentuale Anteil des Abwassers stark zu – also ausgerechnet dann, wenn besonders viele Menschen die Lauter zur Abkühlung nutzen.
Wenn es stark regnet, wird außerdem Gülle von den umliegenden Feldern in die Lauter geschwemmt. Hinzu kommt laut Landratsamt Wasser aus Regenüberlaufbecken der kommunalen Abwasserwirtschaft und der Kot von Wildvögeln.

In Seen, die als Badegewässer ausgewiesen sind, nehmen die Gesundheitsämter während der Badesaison, die in Baden-Württemberg in der Regel vom 1. Juni bis zum 15. September dauert, mindestens einmal monatlich Wasserproben und geben diese ins Labor. Die Ergebnisse werden regelmäßig online veröffentlicht. Zu den öffentlichen Badegewässern zählen der Untere See der Bürgerseen in Kirchheim und der Bissinger See, deren Wasserqualität aktuell mit „sehr gut“ bewertet wird. Flüsse wie die Lauter hingegen zählen nicht zu den Badegewässern und werden nicht überwacht.
Das Sozialministerium rät generell vom Baden in nicht überwachten Flüssen oder Bächen ab. Das Landratsamt geht davon aus, dass das Wasser der Lauter aufgrund der genannten Zuflüsse „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ nicht den Qualitätskriterien der Badegewässerverordnung BW entspricht. Nach der Debatte über das Schwimmen der Olympia-Triathleten in der Seine, das nach Starkregen verschoben werden musste, hatte der SWR berichtet, dass Teilnehmer des Mey-Generalbau-Triathlons in Tübingen nach dem Schwimmen im Neckar über Magen-Darm-Beschwerden geklagt hätten.
Wie natürlich – und damit auch verbunden, wie hygienisch – das Bad in der Lauter ist, hängt entscheidend von der Stelle ab. Eine biologische Gewässeruntersuchung des Esslinger Landratsamts aus dem Jahr 2015 attestierte der Lauter oberhalb Gutenbergs einen „sehr guten“ ökologischen Zustand – eine Bewertung, die sich zusammensetzt aus unterschiedlichen belastenden Faktoren für Flusslebewesen: sauerstoffreduzierende Schmutzstoffe im Wasser, Pestizide, hormonäquivalente Stoffe, aber auch Faktoren wie die Begradigung eines Flusses oder unüberwindbare Hürden, Abstürze genannt. „Ab Oberlenningen führen die anthropogenen (Anmerkung der Redaktion: von Menschen verursachten) Einflüsse, vor allem Einleitungen, zu einer Verschlechterung um eine Zustandsklasse“, heißt es in der Untersuchung. Zwischen Owen und Dettingen wurde der Zustand im Jahr 2015 nur noch als „mäßig“ bezeichnet, auf Höhe Dettingens wieder als „gut“. Insgesamt wird der ökologische Zustand der Lauter vom Landratsamt als „gut“ eingeschätzt.
Dettingen setzt Security-Personal ein
Müll und Lärm Am Gaulsgumpen in Dettingen klagen Spaziergänger an den Wochenenden immer wieder über Müll und Lärm, verursacht durch Badegäste. Laut der Gemeinde Dettingen halten sich diese Probleme jedoch in Grenzen. Beschwerden seien bisher nur äußerst selten eingegangen, teilt die Leiterin des Haupt- und Ordnungsamts, Dorothee Schuster, auf Anfrage mit. Die an den Gaulsgumpen angrenzenden Grundstücke befänden sich im Privateigentum. „Nach den uns vorliegenden Informationen wird die Nutzung der Grundstücke durch die jeweiligen Eigentümer toleriert“, so Schuster.
Security im Einsatz Die Gemeindeverwaltung setzt an den Wochenenden im Sommer einen privaten Security-Dienst ein. „Dieser kontrolliert im Gemeindegebiet, unter anderem auch den Gaulsgumpen“, sagt Dorothee Schuster. Bei Vermüllung, Lärmbelästigung, falschem Parken, offenem Feuer und so weiter würden diese Probleme bereits vor Ort gelöst. adö