Kirchheim
Winzer auf Weilheims Weinberg: Die Ernte kam für manchen zu früh

Tradition Die Weilheimer Wengerter bringen neue Sorten in die Flaschen. Bei der diesjährigen Ernte sorgte Septemberregen für Ärger. Aber launig war der Wein-Plausch mit Pfarrerin und Bürgermeistern dennoch. Von Thomas Zapp

Hier oben auf 531,93 Metern kann man den Blick von Neidlingen über grüne Hügel und die Teck bis nach Weilheim schweifen lassen und dabei ein Viertele „Bertoldswein“ schlotzen. Willkommen auf dem höchsten Weinberg von Württemberg.

Über die Dimensionen würden große Weingüter der Pfalz wahrscheinlich wohlwollend schmunzeln: Drei Hektar bringen die aktuell 24 Hobby-Wengerter des Vereins der Weinbergbesitzer Weilheim an der Teck zusammen. Jüngst haben sie eine ausgebildete Winzerin dazubekommen.

Vier Bürgermeister aus den Nachbargemeinden hat Weilheims Schultes Johannes Züfle eingeladen, zwei konnten kommen: der Bissinger Marcel Musolf und Jürgen Ebler aus Neidlingen. Florian Schepp aus Holzmaden sowie Barbara Born aus Ohmden waren verhindert. Der Vorsitzende des Hepsisauer Ortschaftsrats, Bernhard Heitz, und Pfarrerrin Inga Kaltschnee, die mit Ute Stotz die Gemeinden Neidlingen und Hepsisau betreut, komplettieren die Runde. „Das ist einfach eine Bereicherung der Kulturlandschaft rund um Weilheim“, freut sich Weilheims Gemeindechef über den alljährlichen geselligen Treff zur Weinlese, der in diesem Jahr einen Tag nach der Spätburgunderernte stattgefunden hat.

 

Insgesamt 6000 Flaschen Bertoldswein

„Vom Bertoldswein werden jährlich 3000 Flaschen vom Weißwein aus der Silvaner-Traube und 3000 Flaschen Spätburgunder abgefüllt“, erklärt der Vereinsvorsitzende Michael Schöne. Für die Wengerter sei es ein schönes, aber arbeitsreiches Hobby, das keinen Gewinn abwirft. Wenn es eine „schwarze Null“ gebe, sei man zufrieden.

Ein finanzielles Thema ist auch die Anpflanzung neuer Rebsorten, die pilzwiderstandsfähig sind, die „Piwis“. Dazu gehören der Souvignier Gris, der Prior und der Regent. „Da müssen sie zwei Mal statt zehn Mal pro Jahr gegen Mehltau sprühen“, sagt Michael Schöne. Doch die meisten bleiben noch bei den bewährten Rebsorten Kerner, Müller-Thurgau, Riesling und Silvaner für Weißwein sowie Spätburgunder, Dornfelder, Acolon, Zweigelt und Portugieser für den Rotwein – neue Rebstöcke kos­ten. Ein paar Tausend Euro kommen schnell zusammen.

Mit dem Wetter hatten die Wengerter auf der Limburg eigentlich Glück in diesem Jahr. „Die Eisheiligen im Mai waren kein Thema“, sagt Michael Schöne. Im Mai und Juni habe es fünf Wochen keinen Regen gegeben, teilweise habe es 30 Grad gehabt. Beste Bedingungen eigentlich, gerade für die älteren, tiefer verwurzelten Weinstöcke. Doch Regen in der ersten Septemberwoche sorgte für Angst. „Wenn Trauben viel Wasser aufnehmen, beginnen sie innen zu faulen, es bilden sich flüchtige Essignoten“, sagt er. Die Folge: „Wir haben zehn Tage zu früh gelesen“, sagt Rainer Bauer, Weilheimer Gemeinderat, Sommelier, Weinbergbesitzer und Händler. Am Ende stellte sich heraus, dass es keinen Grund gab, aber der Spätburgunder war zu früh. Statt 4000 Kilogramm wurden nur 2500 zur Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck gebracht. Was jetzt noch an den Reben hängt, wird zu Traubensaft.

Doch die Laune lässt sich der Hobby-Weinbauer nicht verderben – zu schön ist der Blick ins Neidlinger Tal, zu gut schmeckt der Inhalt der Gläser in geselliger Runde: Der neue Secco Jura, ein Perlwein, der aus zwei Bio-Seccos entstanden ist, von denen einer etwas zu trocken geraten war, könnte ein Erfolg werden. Auch der halbtrockene Bertoldwein aus der Silvaner-Traube von vier Wengertern an der Limburg weiß zu gefallen. Und ganz neu: der erste Jahrgang Chardonnay in neuem Design. Er könnte stilbildend werden, aber vermutlich dauert das noch. Er ist sehr gut angekommen und hat Zukunft“, sagt Bauer, der die Ursprünge des Weinbaus auf der Limburg bei launigen Vorträgen gerne bei „1003“ datiert. Bei so viel Spaß und Begeisterung muss es einem um die nächsten 1020 Jahre um den Weinberg keine Sorgen machen.

 

Verein gibt es seit mehr als 65 Jahren

Den Verein der Weingärtner von Weilheim gibt es seit 1956, Weinbau wird an der Limburg vermutlich seit mehr als 1000 Jahren betrieben. Von den insgesamt rund drei Hektar Anbaufläche entfallen ein Hektar Rebfläche auf den Egelsberg, zwei Hektar sind an der Limburg zu finden, und ein kleiner Teil von einigen Ar werden in Hepsisau angebaut, fast in gleichem Maße weiße und rote Trauben. Ein Drittel der Trauben verarbeiten die Wengerter zu Hausweinen in der Weilheimer Kelter, zwei Drittel gehen zur Kooperative nach Neuffen. Daraus wird der „Täles­wein“ gemacht. Der bekannteste, der Bertoldwein, wird in der roten Variante vom Spätburgunder, als Weißwein vom Silvaner gemacht. zap