Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, seit die Corona-Pandemie in Deutschland für Einschnitte im privaten und öffentlichen Leben sorgt. Vor allem der Einzelhandel und die Gastronomie ächzen unter den verschärften Verordnungen, weil sie ihre Betriebe seit Monaten geschlossen halten müssen. Aus diesen Gründen beeinflusst Corona auch den Wahlkampf: Veranstaltungen sowie viele persönliche Kontakte bleiben aus.
Andreas Stoch, SPD-Spitzenkandidat für die nahe Landtagswahl, legte auf seiner Wahlkampftour einen Zwischenstopp in Kirchheim ein, um mit Vertretern von Vereinen, des Einzelhandels und der Gastronomie zu sprechen. Oder vielmehr, um ihnen zuzuhören und über mögliche Lockerungs-Szenarien zu sprechen.
Karl Bantlin und Ralf Gerber vom Kirchheimer City Ring fehlt das Verständnis, wenn der Einzelhandel in der Innenstadt zu haben muss, während Lebensmittelläden öffnen dürfen. „Wir haben lange nicht die Frequenzen im Einzelhandel wie die Supermärkte“, stellte Ralf Gerber im Gespräch mit Andreas Stoch fest. Karl Bantlin, Vorsitzender des City Rings, sorgt sich um die Mitarbeiter im Einzelhandel: „Sie kommen kaum noch über die Runden. Die Mitarbeiter brauchen endlich Perspektiven. Einerseits die Planbarkeit der Einschränkungen und andererseits muss das Kurzarbeitergeld aufgestockt werden.“ Er stellte den Plänen der Regierung für den Rat, Waren zu verramschen, ein negatives Zeugnis aus: „Das ist handwerklich schlecht gelöst. Wir können den Markt jetzt nicht mit Preisabschlägen fluten.“ Vom Onlinehandel halten die Vertreter des Einzelhandels in Kirchheim nicht viel. Karl Bantlin präzisierte: „Onlinehandel kann nur erfolgreich betreiben, wer Hochregallager hat.“
Weniger Bürokratie
Andreas Stoch gab zu bedenken, dass es bereits Lockerungspläne gebe, diese aber durch die dritte Welle gefährdet seien. „Wir beobachteten, dass die Zahlen, insbesondere die Inzidenzzahl von Tag zu Tag sank, dann kam aber der Knick, und nun steigen die Infektionen wieder an.“ Bei den finanziellen Hilfen pflichtete der SPD-Spitzenpolitiker den beiden City-Ring-Vertretern bei: „Die Unterstützung muss so angelegt sein, dass sie auch hilft.“
Einig waren sich die Gesprächspartner bei der Vereinfachung der Bürokratie. Andreas Stoch brachte es auf den Punkt: „Wir müssen aus dem Strudel der mehrfachen Absicherung raus.“ Der Landtagsabgeordnete Andreas Kenner forderte: „Die Bürokratie muss abgebaut werden.“
Ralf Gerber schlug vor, dass die fehlenden Roherträge ausgeglichen werden sollen oder dass die Umsätze der Vorjahre als Basis für Unterstützungsleistungen verwendet werden. Dies sah Andreas Stoch genauso: „Die Frage der Bemessung der Zahlungen muss künftig auf eine andere Grundlage.“ Ob Lockerungen zum 7. März oder erst zum 1. April beschlossen würden, der Schaden müsse durch das Land ausgeglichen werden.
Entscheidend seien zwei Faktoren: die Schnelltests, aber eben auch die Mutationen des Covid-Virus. Karl Bantlin und Ralf Gerber zeigten sich beim Gespräch mit dem SPD-Spitzenkandidaten entschlossen: „Wir sind bereit, jeden Mitarbeiter jeden Tag auf Corona zu testen.“ Diese Strategie teilte Andreas Stoch: „Wenn wir an Sicherheit gewinnen, haben wir eine Brücke, um Schritt für Schritt zu lockern.“ Ralf Gerber wehrte sich gegen Vorwürfe, die derzeit in der Presse und in den sozialen Medien gegen Unternehmer erhoben werden: „Wir baden nicht im Geld, wie es oft dargestellt wird. Die zwei Wochen bis zu den im Raum stehenden Öffnungen halten wir aber noch durch.“