Kirchheim
„Wir brauchen weiterhin Ackerfläche“

Bodenschutz Gutachter Christian Küpfer steht dafür ein, dass Gewerbe auch umweltverträglich gestaltet werden kann.

Dettingen. Der Zielkonflikt zwischen Umwelt und Wirtschaft ist dem Artenschutzgutachter Professor Dr. Christian Küpfer sehr wohl bewusst: „Jede Umwandlung von Ackerfläche in eine Gewerbefläche führt dazu, dass wir anschließend mehr Asphalt und Beton in der Landschaft haben als vorher“, redet der Agrarwissenschaftler, der an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen lehrt, gar nicht lange um den heißen Brei herum. Er nennt auch die Gefahren, die es dabei zu beachten gilt.

„Das würde zu Oberflächenwasserabfluss und Überhitzung führen“, sagt er, verwendet dabei aber bewusst den Konjunktiv, weil er hinzufügt: „... wenn wir nicht aufpassen“. Dafür, dass am Dettinger Hungerberg aufgepasst wird, steht er persönlich ein. „Man kann da sehr viel falsch machen. Aber man kann es auch richtig machen.“ So gebe es bei der Dachbegrünung gute Möglichkeiten, sowohl für Kühlung als auch für Wasserrückhaltung zu sorgen. „Man kann die gesamte Landschaft hinterher so umweltfreundlich gestalten wie sie vorher war.“ Deshalb habe er auch großen Wert darauf gelegt, von Anfang an die Berechnung der Luftströme mit einzubeziehen, um mögliche Neubauten stromlinienförmig auszurichten, sodass sie kein Hindernis für die kühlen Abendwinde darstellen.

Dass die konkreten 21 Hektar, um die es am Hungerberg geht, der Landwirtschaft entzogen werden würden, stellt Christian Küpfer ebenfalls nicht in Abrede - auch wenn ein großer Teil dieser Fläche wegen der ICE-Baustelle derzeit gar nicht landwirtschaftlich genutzt werden kann. „Wir brauchen Ackerfläche. Das ist auf keinen Fall geringzuschätzen“, stellt er fest. „Deswegen bewerten wir die Fläche nicht nur im Hinblick auf den Artenschutz, sondern auch auf den Bodenschutz.“

Der Boden am Hungerberg sei „hoch- bis mittelwertig“. Deshalb soll der Oberboden, der für die Erschließung eines Gewerbegebiets abgetragen werden müsste, auf jeden Fall an anderer Stelle weiterverwendet werden. „Wir wollen diesen Boden den Landwirten direkt vor Ort anbieten. Wir sind im Gespräch mit ihnen. Es bleibt also bei der Ackernutzung dieses Bodens. Alles soll möglichst verträglich sein für die Landwirtschaft. Wir nehmen den Landwirten auf keinen Fall die doppelte Fläche.“

Von Blühflächen sollen nicht nur die Feldtiere und die Insekten profitieren, sondern auch die Landwirte - über entsprechende Zuschüsse. Andreas Volz