Was bringt einen Musiker aus dem Münsterland dazu, seine Zelte am Neckar aufzuschlagen? Für den aus Emsdetten in Nordrhein-Westfalen stammenden Trompeter und Dirigenten Stefan Schomaker gab es vor sechs Jahren gleich mehrere Gründe: „Besonders hat mich damals das Angebot gereizt, die Leitung der Musikschule Plochingen und Umgebung zu übernehmen. Darüber hinaus schätze ich den besonderen Stellenwert der Orchesterarbeit in der Region um Stuttgart und das hohe kulturelle Niveau im Musikland Baden-Württemberg“. Auch habe ihn die schwäbische Landschaft und die Nähe zu den Alpen angezogen - inzwischen sei er zum begeisterten Bergwanderer geworden.
In Esslingen hat Schomaker sein Domizil gefunden. Doch der berufliche Schwerpunkt des eloquenten Musikers liegt in Plochingen: „Die Musikschule dort bietet tolle Möglichkeiten.“ Zwar sei die Arbeit - auch durch die der Plochinger Schule angeschlossenen Gemeinden Altbach, Deizisau, Hochdorf und Baltmannsweiler -sehr umfassend, doch dies ist für den agilen Leiter kein Problem: „Ich organisiere sehr gerne. Die Verbindung von Verwaltung und musikalischen Aufgaben macht die Stelle für mich zum Traumjob“. Zudem gestalte sich die Zusammenarbeit mit Vorstand und Lehrerkollegium harmonisch. Ganz besonders freut sich Stefan Schomaker jedoch über die neuen räumlichen Möglichkeiten. Durch den Ausbau der Schule in der Plochinger Marquardtstraße würden sich jetzt gute Perspektiven eröffnen.
Von Kindesbeinen an stand die Musik im Zentrum seines Lebens. Die Eltern, insbesondere der Akkordeon spielende Vater, hätten ihn schon früh gefördert. „Ich durfte Klavier und Trompete lernen“. Und da sein Vater ein begeisterter Jazzfan ist, sei er schon früh mit Swing und Bebop in Berührung gekommen. Bald stellten sich erste Wettbewerbserfolge bei „Jugend musiziert“ ein, und mit 16 Jahren wurde der Trompeter als Jungstudent an der Musikhochschule Münster aufgenommen. Damals spielte er in verschiedenen Orchestern und bereitete sich nach dem Abitur intensiv auf Aufnahmeprüfungen vor: „Während des Studiums an der Musikhochschule Köln wurde ich von meinem Trompeten-Professor Adi Bauer musikalisch geformt“. Den bläserischen Feinschliff habe er dann bei den Professoren Heinz Clemens und Edmund Buschinger an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf bekommen.
Nach dem Orchesterdiplom führte ihn sein Weg ins Heeresmusikkorps Münster. Dort war er nicht nur als Solotrompeter geschätzt: In der Bigband und verschiedenen Combos lebte er am Bass auch seine Begeisterung für den Jazz aus. Doch nach mehrjähriger Dienstzeit hatte er Lust auf Neues: Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung wurde er in die Kapellmeisterklasse an der Musikhochschule in Enschede aufgenommen. Besonders habe ihn jedoch das mittels eines holländischen Stipendiums finanzierte Studienjahr in Weimar bei den renommierten Dirigenten Nicolás Pasquet und Gunter Kahlert weitergebracht. Bereits im Studium hatte Schomaker Dirigiererfahrungen bei Porfi-Ensembles gesammelt. „Später wurde ich vom Orchester der Neuen Philharmonie Recklinghausen oder dem Orchester der Beethovenhalle Bonn als Gastdirigent eingeladen.“
Bis heute hat ihn die Leidenschaft fürs Dirigieren nicht losgelassen: Einige Jahre leitete er die Stadtkapelle Plochingen, und seit 2016 ist Stefan Schomaker Dirigent des Stuttgarter Kammerorchesters „Collegium artium“. Sein Credo: „Die Qualität steht an erster Stelle.“ Doch man müsse auch die Freude am Musizieren wecken und die Musik ihren Zauber entwickeln lassen. Und was wünscht sich Schomaker für die Zeit nach der Krise? „Nach vielen Monaten Online-Unterricht sehne ich mich nach persönlichen Begegnungen mit meinen Schülerinnen und Schülern. Wir müssen wieder Vollgas geben.“