Wer weder Zeitung noch Plakate gelesen hat, wird sich vielleicht wundern. „Hier kommt ja gar nichts mehr“, sagt eine Frau zu ihrem Mann auf dem Kirchheimer Marktplatz. Außer auf der Terrasse der Gaststätte ist keine Weihnachtsdekoration geschweige denn ein Weihnachtsbüdchen zu sehen. Der Autor dieser Zeilen fühlt sich zu einem Hinweis verpflichtet: Einfach weitergehen, dann kommt man zum „Genussdörfle“ im Marstallgarten und ein paar 100 Meter weiter
Tatsächlich hat es so eine Vorweihnachtszeit in der Kirchheimer City noch nicht gegeben: drei ganz unterschiedliche Märkte an drei Plätzen und dazwischen viel Platz zum Bummeln zwischen Markt- und Max-Eyth-Straße. „Während der Planungsphase war mit Blick auf die Pandemielage nicht klar, was uns erwartet“, erklärt Robert Berndt, Pressesprecher der Stadt. Daher ist dieses Mal ein Konzept zum Einsatz gekommen, das eigentlich schon im vergangenen Jahr starten sollte, damals aber noch während des Aufbaus gestoppt wurde. Wegen der Corona-Lage hatte die Stadtverwaltung den Weihnachtsmarkt 2021 kurzfristig abgesagt.
Nun kommt das „dezentrale Konzept“ mit einem Jahr Verspätung zum Einsatz. Eine erste Bilanz nach einem Tag „Praxistest“ fällt durchaus positiv aus. „Mit den ersten Rückmeldungen sind wir zufrieden“, sagt Robert Berndt. Auch der Einzelhandel stelle eine verstärkte Frequenz fest. Insofern hat die Idee funktioniert: Wer von einem Markt zum anderen bummelt, kommt unweigerlich an den Geschäften vorbei und besorgt dann vielleicht spontan ein Weihnachtsgeschenk.
Weniger Stände als sonst
Insgesamt sind es in diesem Jahr allerdings weniger Stände als gewohnt. „Es gab mehr Anfragen, als wir bedienen konnten“, sagt Robert Berndt. Dafür sind die Buden sehr unterschiedlich und je nach Markt auch besonders gestaltet. Eventprofi Christian Eberhardt hat die Hüttengaudi am Rossmarkt organisiert und beim Essen auf Abwechslung geachtet: „Raclette, Poffertjes, Asiatisch und rote Thüringer“, zählt er auf. Wert auf einen „ordentlichen Glühwein“ aus der Region hat er auch gelegt. „Bei dem Winzer war ich selbst“, sagt er. Und auch die Bänke aus alten Snowboards hat er selbst gestaltet. Leuchtende Klebestreifen an den Treppen sorgen dafür, dass auch nach zwei Glühwein der nächste Markt sicher gefunden wird.
Im Marstallgarten gibt es andere Leckereien, von Kartoffelspießen bis zur Chili-Wurst im Stockbrot oder dem Dimmele aus dem Holzofen. Den haben die „Foodtrucker“ aus Trochtelfingen aufgestellt. Sie sind zum ersten Mal in Kirchheim, zuvor waren sie in Tübingen. Dort war die Wurst allerdings einen Euro teurer, weil die Standmieten höher waren. A propos Preise: Die sind nicht billig, aber auch nicht völlig übertrieben. Den Glühwein für 4,50 Euro hat man auch schon deutlich teurer getrunken. Wie die endgültige Bilanz ausfällt, zeigt sich dann nach dem 18. Dezember. Aber die Stadt ist nach dem Start zuversichtlich: „Es ist gut möglich, dass wir das Konzept mit den drei Märkten beibehalten“, sagt Robert Berndt.