Geplatzte Urlaubsträume abwickeln - das ist nun schon seit Wochen die Hauptaufgabe der Reisebüros. Seit das Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausgesprochen hat, können Reisen, die bis zum 14. Juni angetreten werden sollten, kostenfrei storniert werden. Die meisten Kunden haben diese Möglichkeit längst genutzt. „Normalerweise müssten die Veranstalter binnen 14 Tagen das Geld zurückerstatten“, sagt Elif Yamac vom Reisebüro Teck Tours, das der Teckbote unter anderem exemplarisch befragt hat. Durch die große Zahl der Stornierungen seien die Veranstalter, die aufgrund der wirtschaftlichen Situation häufig Kurzarbeit angemeldet hätten, völlig überlastet, sodass die Rückerstattung deutlich länger dauern könne. Den Frust der Kunden bekommen Vermittler wie Elif Yamac ab. „Wir sitzen an der Front“, sagt sie, nimmt aber ihre Kunden in Schutz. Die meisten hätten Verständnis.
Auch beim Kirchheimer Reisebüro Sonnenklar TV und dem Weilheimer Veranstalter Reisen & Radeln besteht das Hauptgeschäft in diesen Tagen darin, Kunden zu beruhigen und Stornierungen entgegenzunehmen. Wobei Geschäft der falsche Begriff ist, schließlich verdienen die Vermittler an den Stornierungen keinen Cent. „Unser Reisebüro ist komplett auf null, und die Busreisen auch“, sagt Franz Buck von Reisen & Radeln. Die Busse sind abgemeldet, die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Neubuchungen? Fehlanzeige. „Ich spüre bei den Kunden schon das Verlangen zu reisen, aber alle sind total verunsichert“, sagt Franz Buck.
Nicht wissen, wohin die Reise geht - dieses Gefühl teilen die Kunden mit den Reiseveranstaltern und Vermittlern. Was nach dem 14. Juni passiert, wenn die Reisewarnung des Auswärtigen Amts ausläuft, weiß keiner. Bisher fehlen auch Bestimmungen für die einzige Alternative: innerdeutsche Reisen. Unklar ist beispielsweise, wie die Hygiene- und Abstandsregeln in Reisebussen eingehalten werden sollen, oder wie viele Betten in Hotels und Herbergen belegt werden dürfen. Es gibt lediglich Orientierungshilfen des Deutschen Tourismusverbands.
Damit sind auch der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins (DAV) die Hände gebunden. Sie verpachtet das Harpprechthaus bei Schopfloch und viele weitere Häuser in Deutschland und Österreich. Der DAV kann allerdings nicht von Reiseunlust berichten, ganz im Gegenteil: „Wir bekommen viele Anfragen für unsere Häuser, sind aber momentan in Wartehaltung, weil wir die Bestimmungen nicht kennen“, sagt Pressereferentin Nina Ahrens.
Abstand halten im Schlafsaal
Abstandsregeln sind in den DAV-Häusern mit ihren großen Schlafräumen, in denen zu normalen Zeiten bis zu 24 Menschen nächtigen, natürlich besonders wichtig. Einer der DAV-Pächter ist Peter Misof. Eine überdurchschnittliche Nachfrage nach Übernachtungen sehe er noch nicht, wobei aus der Vor-Corona-Zeit immer noch Buchungen vorhanden seien, die hoffentlich nicht storniert würden, sagt der Pächter des Harpprechthauses. „Zu unserer Freude verschieben aber im Moment einige Gäste die bisher ausgefallenen Buchungen auf freie Zeitfenster in der Zeit nach der Zwangspause.“ Ab Ende Juli gebe es derzeit noch Übernachtungsmöglichkeiten, wobei sich das auch schnell ändern könne.
Wenige Anfragen, aber viele Stornierungen, gibt es hingegen aktuell bei den Wanderheimen des Schwäbischen Albvereins, zu denen das Wanderheim auf der Burg Teck gehört. „Wir vermuten, dass die Kunden noch abwarten, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickelt“, sagt Pressereferentin Ute Dilg.
Dass sich Urlauber kurzfristig umorientieren, um in den Pfingstferien den eigenen vier Wänden zu entfliehen, kann erfahren, wer mit Peter Hepperle spricht. Er vermietet eine Ferienwohnung und Gästezimmer in Neidlingen. Seit Mitte Mai darf er wieder Touristen beherbergen. „Wir haben nun schon einige Anfragen für die Pfingstferien“, sagt Hepperle.