In Kirchheim schreitet der Wohnungsbau voran. Die nächste Fläche, die in diesem Fall zur Innenverdichtung vorgesehen ist, bezeichnet Stadtplaner Gernot Pohl als „nördliche Fortsetzung der Alten Wollspinnerei“. Das Gelände zwischen Südbahnhof und Wollspinnerei ist den meisten Kirchheimern bestens bekannt: Über Jahre hinweg war es eine Art Einkaufszentrum – mit der Aldi-Filiale, die jetzt weiter nach Süden gezogen ist, auf der einen Seite sowie weiteren Einkaufsmärkten auf der gegenüberliegenden Seite des gemeinsam genutzten Parkplatzes.
Dörflicher Charakter bei vier Etagen
In Zukunft sollen sich dort Wohnhäuser aufreihen, nach einem ganz ähnlichen Prinzip: Die Reihenhäuser und Mehrfamiliengebäude sollen sich um eine Art Innenhof mit Pflasterbelag gruppieren, der dem Quartier als gemeinsamer Aufenthaltsraum im Freien dient. Gernot Pohl spricht von einem „dorfähnlichen Charakter“, der da mitten in der städtischen Umgebung vorgesehen ist. Die Gebäude selbst dürften eher keinen Gedanken an dörfliche oder gar ländliche Strukturen aufkommen lassen: Im vorhabenbezogenen Bebauungsplan sind viergeschossige Häuser eingezeichnet.
Gegenüber dem ursprünglichen Plan gibt es eine Abweichung, die so nicht vorgesehen war, wie Gernot Pohl mitteilt: „Beim Kutscherhaus ist die Eigentumsübergabe leider nicht gelungen. Der Bauträger kann es deswegen nicht integrieren.“ Im historischen Kutscherhaus auf dem ehemaligen Helfferich-Areal hätte eine Kindertagesstätte untergebracht werden sollen. Dieser Gedanke ist vorerst vom Tisch. Am Kindergarten als solchem hält die Planung dagegen weiterhin fest: „Der kommt in einem anderen Gebäude innerhalb des Plangebiets unter.“
Die Kindertagesstätte ist auch anderweitig der Dreh- und Angelpunkt des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Dettinger Au – Schießwasen“: Sie ist nämlich ein Bestandteil der Sozialbauverpflichtung, die der Investor zu erfüllen hat. Die Flächenzahl, die für günstigeren Wohnraum zur Verfügung zu stellen ist, reduziert sich um 120 Quadratmeter, weil es stattdessen ja den Kindergarten gibt, dem ebenfalls eine soziale Funktion zukommt. Da aber niemand auf Jahrzehnte hinaus in die Zukunft blicken kann, gibt es einen entsprechenden Passus im Durchführungsvertrag zwischen Stadt und Bauträger, wie Gernot Pohl erläutert: „Sollte die Kindertagesstätte irgendwann aufgelöst werden, sind diese 120 Quadratmeter gemäß der Sozialbauverpflichtung entsprechend zu kompensieren.“
Der Freiraum ist beschränkt
Dadurch, dass das Kutscherhaus nicht zum Plangebiet gehört und somit auch nicht als Kindergartengebäude zur Verfügung steht, gibt es noch eine weitere Schwierigkeit für das künftige Betreuungsangebot auf dem Gelände zur städtebaulichen Innenverdichtung: Es gibt trotz allem wenig Gelände, das die Kinder als Freifläche nutzen können. „Da ist tatsächlich nur wenig Platz vorhanden“, räumt Gernot Pohl ein und betont gleichzeitig: „Das ist aber innerhalb des Zulässigen.“
In diesem Fall setzt die Stadtverwaltung auf Alternativen, die bislang eher unüblich waren: Der Kindergarten soll teilweise öffentliche Flächen mitbenutzen können – sei es der öffentliche Spielplatz, der in unmittelbarer Nähe entstehen soll oder sei es ein anderweitig öffentlich zugängliches Gebiet, das unter Umständen auch temporär abgesperrt werden könnte, um es phasenweise dem Kindergarten zuzuordnen.
Insofern bleibt nur zu hoffen, dass sich die Befürchtung von Stadtrat Hans-Peter Birkenmaier (Freie Wähler) nicht bewahrheitet: „Der Angercharakter in der Mitte der Bebauung gefällt mir sehr gut. Aber wenn dort der Radverkehr durchläuft, kann es schnell gefährlich werden, weil manche da womöglich sehr schnell unterwegs sind.“ Er appellierte deswegen schon einmal vorsorglich an Fußgänger wie auch an Radfahrer, gegenseitig Rücksicht zu nehmen.
Ob sich die einzelnen Radler im Zweifelsfall die städtebaulichen Einlassungen Gernot Pohls verinnerlichen, wird die Zukunft weisen müssen. Unter rechtlichen Gesichtspunkten zumindest sieht der Stadtplaner die Gefahr nicht gegeben, die Hans-Peter Birkenmaier heraufbeschwört: „Das ist ja nur als Route für Radfahrer gedacht und wird nicht als Radweg ausgebaut.“ Wie dem auch sei: Die angesprochene Rücksichtnahme dürfte trotzdem nicht schaden.