Eigentlich ist es der Traum aller Schüler - zumindest derjenigen Schüler, die gerade mal wieder keine Hausaufgaben gemacht, nicht hinreichend oder auch gar nicht auf eine Klassenarbeit gelernt oder vielleicht ganz allgemein keine Lust auf Schule haben: Die Schule ist geschlossen. Und nicht nur für einen Tag oder für eine Woche, sondern für immer. In der Ötlinger Halde ist dieser vermeintliche Traum seit Juli Wirklichkeit.
Aber ganz abgesehen davon, dass eine Welt ohne Schule und ohne Bildung langfristig der schlimmere Alptraum wäre als eine Welt mit Hausaufgaben und Klassenarbeiten, macht die geschlossene Haldenschule einen eher trostlosen Eindruck. Schön war das Gebäude noch nie, aber ungenutzt ist es noch weniger schön. Eine belebte Schule ist einer geisterhaften Ruine also jederzeit vorzuziehen.
Nun soll aber möglichst bald eine ganz andere Art von Leben auf dem bisherigen Schulgelände Einzug halten: Sowohl anstelle des Schulgebäudes als auch anstelle des bisherigen Pausenhofs sollen Wohngebäude entstehen, ähnlich wie in der Umgebung. Schon lange sind Wohnhäuser der einstmals völlig freistehenden Schule in der Ötlinger Halle auf die Pelle gerückt.
Der Bebauungsplan, für den der Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss gefasst hat, sieht hauptsächlich Einzelgebäude, Doppel- oder auch Reihenhäuser vor. Lediglich im Norden - gegenüber dem freien Platz im Veilchenweg - soll auch ein größerer Block entstehen können, mit Geschosswohnungsbau und gegebenenfalls im Erdgeschoss auch anderen Nutzungen. Vorgesehen wären eine „nicht störende gewerbliche oder eine gemeinwesenorientierte Nutzung“. Andererseits aber lässt der Bebauungsplan auch an dieser Stelle Reihenhäuser zu. Im Gemeinderat waren die Einzelgebäude und Doppelhäuser am stärksten umstritten, auch wenn es überwiegend Befürworter gab: Der Ötlinger Ortschaftsrat habe sich voll und ganz für Einzel- bis Reihenhäuser ausgesprochen, teilte Ortsvorsteher Hermann Kik im Gemeinderat mit.
Auch Dr. Thilo Rose, CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, lobte den Bebauungsplan vor dem Aufstellungsbeschluss ausdrücklich: „Es besteht eine große Nachfrage nach Einfamilienhäusern. Deswegen müssen wir auch Angebote für Menschen bereitstellen, die sich diese Wohnform wünschen.“
Andreas Banzhaf (Freie Wähler) sieht das nicht anders. Zum möglichen Mehrfamilienhaus im Norden und zu dessen Erdgeschoss sagte er allerdings: „Wir können uns dort keine andere Nutzung als Wohnen vorstellen.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann ging ebenfalls auf die Fläche für ein mögliches Mehrfamilienhaus ein. Er schlug aber vor, sich in diesem Fall nicht vorschnell festzulegen: „Das wäre vielleicht auch ein geeignetes Grundstück für die Stadt, um selbst Wohnungen erstellen zu lassen, durch einen möglichen Eigenbetrieb Wohnbau.“
Eine völlig andere Meinung vertrat Heinrich Brinker (Linke). Er warnte vor dem großen Flächenverbrauch: „Wie wollen wir uns denn auf neue Klimabedingungen einstellen? Wir können nicht weiter mit Einfamilienhäusern arbeiten. Der Mehrgeschossbau ist doch viel effektiver als lauter Einzelgebäude.“
„Angebote für jeden Bedarf“
Als Pauschalvorwurf wollte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker diese Aussage nicht auf der Stadtverwaltung sitzen lassen: „Ich glaube, dass die Stadt eine sehr effektive Wohnbaupolitik betreibt. Sehr viele Brachflächen werden jetzt im Geschosswohnungsbau bebaut.“ Die Stadt sei in diesen Fällen sehr bewusst mit der Ressource Boden umgegangen: „Wir sollten aber Angebote für jeden Bedarf bereithalten, und außerdem ist dieses Areal in der Ötlinger Halde nicht groß genug für einen breit angelegten Geschosswohnungsbau.“
Letztlich hat der Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss einstimmig gefasst. Die Frage, ob am Veilchenweg Reihenhäuser entstehen sollen oder doch der eine größere Wohnblock, wird zu einem späteren Zeitpunkt geklärt.