Was hat der Weilheimer Fahrlehrer Michael Kübel auf der Alb bei Schopfloch fotografiert - einen Wolf oder einen Hund? Diese Frage hat in den vergangenen zwei Tagen eine Menge Menschen umgetrieben. Um es vorwegzunehmen: Vermutlich war es „Polly“, die Laien und Experten an der Nase herumgeführt hat - eine ausgebüxte Huskydame aus Schopfloch. Ein endgültiges Ergebnis steht allerdings noch aus.
Aber von vorne. Michael Kübel ist am Donnerstagnachmittag gegen halb vier mit einem Fahrschüler bei Schopfloch unterwegs, als er plötzlich ein Tier aus dem Wald kommen sieht - grau, etwa so groß wie ein Schäferhund und mit majestätischem Gang. „Für mich sah das einfach nicht nach einem Hund aus“, sagt der Fahrlehrer. Das Tier habe sich auf der Anhöhe hingesetzt, habe sich durch Hupen nicht aus der Ruhe bringen lassen und sei dann völlig unbeeindruckt weitergelaufen. Michael Kübel lässt seinen Fahrschüler von der Straße abbiegen, schießt aus dem Auto heraus Bilder mit dem Handy und postet die Fotos später in Facebook. Das Wort „Wolf“ erwähnt er nicht - wohl wissend, dass es immer wieder vermeintliche Sichtungen gibt und das Thema hoch sensibel ist.
Trotzdem macht das Foto schnell die Runde und bringt auch den einen oder anderen Experten ins Grübeln. Unter anderem untersucht derzeit das Luchs- und Wolfsmonitoring-Team der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg das Bild des Weilheimers. „Wir können noch keine gesicherte Aussage machen“, sagt eine Mitarbeiterin. Das Bild werde nun nach verschiedenen Kriterien wissenschaftlich geprüft.
Dass man den abgelichteten Vierbeiner auf den ersten Blick durchaus für einen Wolf halten könnte, räumt auch Sascha Richter, Wildtierbeauftragter des Landratsamts in Esslingen, ein. „Fest steht aber, dass sehr viele Sichtungen gemeldet werden, seit das Thema Wolf kursiert - und die wenigsten bestätigen sich“, gibt er zu bedenken.
Das scheint auch für Michael Kübels Erlebnis zu gelten. Denn just an dem Tag, an dem er das fragliche Tier gesehen hat, sind in Schopfloch zwei Huskys ausgebüxt. „Wir hatten einen Handwerker im Haus und ihm sind die Hunde beim Türöffnen entwischt“, erzählt der Besitzer. Eine der beiden Hundedamen - „Polly“ - meint er auf dem Foto des Weilheimer Fahrlehrers und Stadtrats zu erkennen. Auch zeitlich passen Pollys Ausflug und die Sichtung zusammen. Sie stand um 15.45 Uhr wieder vor der Haustür - also eine Viertelstunde, nachdem das Foto entstanden ist. Demzufolge wäre dem Weilheimer also ein harmloser Vierbeiner vor die Linse gelaufen: „Meine Huskys sind wirklich friedlich und tun niemanden etwas“, betont der Besitzer.
Keine Anhaltspunkte dafür, dass derzeit ein Wolf auf der Alb unterwegs ist, sieht auch der Lenninger Jäger Friedrich Blocher. „Es kommt zwar immer wieder mal vor, dass gerissenes Wild gefunden wird“, räumt er ein. Allerdings gehe das meist aufs Konto von Hunden. „Das Wild, das wir bisher gefunden haben, war nur äußerlich angefressen. Ein Wolf geht zuerst an die Eingeweide.“ Dass sich der Wolf irgendwann auch auf der Alb ansiedelt, hält er für gut möglich: „Das Kerngebiet des Biosphärengebiets würde sich als Lebensraum durchaus eignen.“
Die Alarmglocken schrillen lassen hat das Foto bei Landwirt Karl Ederle aus Bissingen. Wie viele andere Weideviehhalter fürchtet auch er die Rückkehr des Wolfs. „Ich kann keine Vorkehrungen für den Fall treffen, dass er auftaucht“, klagt er. Wolfssichere Zäune gebe es nicht. Klar ist für ihn: „Wölfe, die sich Weidetieren nähern, müssen erlegt werden. Das muss die Politik endlich begreifen.“
Dass der Wolf ein brisantes Thema ist, erlebt auch Dr. Franziska Harich, Leiterin des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb. Deshalb wird es ab dem 24. März im Naturschutzzentrum eine Wolfsausstellung mit Expertenvortrag geben. „Unser Ziel ist es, neutral und sachlich über Wölfe zu informieren“, sagt sie.