Jubiläum
Wolfgang Schinko ist seit 25 Jahren im Kirchheimer KiZ

Im Jahr 2000 hat Wolfgang Schinko die Leitung des Kirchheimer KiZ übernommen. Seitdem hilft er Jugendlichen nicht nur beim Berufseinstieg.

Der Leiter des Kirchheimer KiZ, Wolfgang Schinko, möchte Jugendlichen seine lösungsorientierte Art weitergebe. Foto: pr

Meine wohl größte Stärke ist es, Sachen zu sehen, die andere nicht sehen, und Dinge zu hören, die andere noch nicht sagen“, sagt Wolfang Schinko, Leiter des Kommunikationszentrums für interkulturelle Zusammenarbeit (KiZ) in Kirchheim. Lachend ergänzt er: „Hoffentlich hält mich jetzt niemand für überheblich.“ Im Januar dieses Jahres waren es bereits 25 Jahre, die der gelernte Elektroniker als Leiter des KiZ ­tätig ist.

 

Als die Welt zur Jahrtausend-wende nicht unterging, habe ich mich dafür entschieden, etwas Gutes zu machen.

Wolfgang Schinko, Leiter des Kirchheimer KiZ

 

Damals habe er seinen gut bezahlten Job in der Industrie an den Nagel gehängt. Im Jahr 1999 hätten alle gefürchtet, dass die Welt untergeht. „Ich habe mir gedacht, wenn das nicht passiert, setze ich mich für etwas Gutes ein“, scherzt Wolfgang Schinko. „Als ich mich dann tatsächlich dafür entschieden hatte, die Leitung des KiZ zu übernehmen, hat mein damaliger Chef nur gesagt: Sag nichts – du machst was Soziales.“ Das sei einfach schon immer seine Leidenschaft gewesen. Bereits als junger Erwachsener engagierte sich der Holzmadener im Jugendverband CAJ (Christliche Arbeiterjugend). 1991 rief der Verband das KiZ ins Leben, um für benachteiligte Jugendliche einen Platz zu schaffen, an dem sie sich treffen können. „Man kannte mich also schon.“  

„Was oder wer stresst dich?“

Seinen Job im KiZ würde er als seinen Traumjob bezeichnen, in dem er sich auch vorstellen könne, bis zur Rente zu arbeiten – „zumindest, wenn ich so lange noch die Sprache der Jugendlichen spreche.“ Damit meint er keine bestimmte Ausdrucksweise, sondern zu verstehen, was sie bewegt. Eines seiner größten Vorbilder in diesem Bereich ist Christoph Lempp, der Gründer des Kirchheimer Brückenhauses. „Er ist über all die Jahre völlig bescheiden geblieben und war immer sehr nah dran an den Jugendlichen.“ Er habe stets gesehen, was Jugendliche brauchen. Und obwohl der Job für Wolfgang Schinko ein Traumjob ist, müsse sich schon einiges ändern: die Finanzierung, Bezahlung und die Rahmenbedingungen. Dennoch liebt er seine Arbeit, denn dort könne er all seine Stärken einsetzen – und das für eine gute Sache.

Im Kirchheimer KiZ gibt es einen offenen Jugendtreff, genauso finden AGs, die zum Unterricht gehören, in denselben Räumen statt. Die Jugendlichen können, so Schinko, früher kommen, eine entspannte Mittagspause haben oder länger bleiben. Dabei komme man natürlich ins Gespräch: „Wir sind ein Kommunikationszentrum und unsere Hauptaufgabe ist es, mit den Jugendlichen zu sprechen.“ Wenn der Leiter merkt, dass etwas nicht stimmt, geht er auf die Jugendlichen zu: „Du, erzähl mal, was ist dein Thema, was stresst dich, wer stresst dich?“ Es gehe darum herauszufinden, was die Jugendlichen beschäftigt, welche Erwartungen an sie gestellt werden und welche Erwartungen sie selbst an sich haben. Dann sei es wichtig, den Jugendlichen zu erklären, dass es okay ist, wie sie sind. Das sei die Basis, im nächsten Schritt müsse geklärt werden, was die Jugendlichen daraus machen möchten.

Es geht um den Berufseinstieg

Die Hauptzielgruppe des KiZ seien Hauptschüler – wobei natürlich jeder willkommen sei. Geschlecht, Alter, Schulart, Herkunft: Nichts davon spiele eine Rolle. Gerade die Jugend sei von Zweifeln und Unsicherheiten geprägt, die Schülerinnen und Schüler bräuchten daher Unterstützung, Halt und Rat, um einen guten Einstieg ins Berufsleben hinzubekommen. Durch das eigene Elternhaus bekämen das bei Weitem nicht alle. „Wir im KiZ haben uns vor allem auf die Hilfe beim Berufseinstieg konzentriert.“

Häufig kämen Fragen auf wie: „Was kann ich nach der Hauptschule machen?“, „Welcher Beruf passt zu mir?“, „Kann ich das überhaupt?“ Da viele Hauptschüler eine Ausbildung machen, könne er gut beraten, sagt Wolfgang Schinko. „Ich bin Dorfkind, Technikfreak, bin handwerklich begabt und habe vieles schon selbst gemacht.“ Deshalb könne er den meisten Jugendlichen eine Einschätzung geben, ob ein Job gut zu ihren Fähigkeiten passen kann. „Und wenn ich etwas nicht weiß, dann forsche ich nach. Da ist dann mein Ehrgeiz geweckt.“ Er packe die Dinge einfach an, probiere aus und arbeite an Lösungen. „Es gibt zu allem eine Lösung und das ist es, was ich auch an die Jugendlichen weitergeben möchte.“ 

Wie es angefangen hat

„Als das KiZ gegründet wurde, wurden noch Seminarwochenenden veranstaltet, an denen mit den Jugendlichen viel Verhaltenstraining gemacht wurde.“ Heute liege der Schwerpunkt auf AGs. Als besonders hilfreich hätte sich das Durchspielen von Situationen erwiesen. So übt Wolfgang Schinko mit den Jugendlichen etwa ein Telefonat, mit dem sie sich um einen Praktikumsplatz bewerben. Oder sie spielen ein Vorstellungsgespräch nach und analysieren es im Nachgang. „Das hilft den Jugendlichen sehr.“ Das Gute sei: „Wir müssen ihnen dafür keine Noten geben, sodass sie ganz frei sein können.“