Kirchheim
Wollmarktviertel soll schöner werden

Wohnen  Wo gibt es im Wollmarktviertel Verbesserungsbedarf? Bei einem moderierten Spaziergang konnten Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtverwaltung Ideen mit auf den Weg geben. Von Antje Dörr

Gut, dass der Mann ein Mikrofon dabei hat. Am nördlichen Alleenring versteht man um 18 Uhr kaum sein eigenes Wort, so laut ist der Verkehr. Dort, gegenüber des Alten Teckboten, kommt die Gruppe aus rund 30 Bewohnern des Wollmarktviertels erstmals zum Stehen, um mit Stadtplaner Thomas Sippel darüber zu philosophieren, welche Chancen die geplante Aufnahme in ein Förderprogramm der Stadterneuerung bieten könnte. Gelingt die Aufnahme, winken Fördergelder für die Neugestaltung des öffentlichen Raums, aber auch für private Eigentümer.
 

Es wird alles zugeparkt.
Bewohnerin über Parkchaos im Wollmarktviertel

 

„Davor müssen wir Handlungserfordernisse definieren und schauen, wohin die Reise gehen könnte“, sagt Thomas Sippel vom „Netzwerk für Planung und Kommunikation“. Die Wollmarktviertel-Bewohnerinnen sollen für den „Blick von innen“ sorgen. 

Am nördlichen Alleenring sind die Probleme nicht zu überhören und zu übersehen: Es ist laut, die Verkehrsführung ist kompliziert. „Für Fahrradfahrer ist das hier eine gefährliche Ecke. Seit der Sperrung der Plochinger Straße hat sich das noch verschärft“, moniert eine Teilnehmerin. Im unteren Bereich stehen zunehmend Geschäfte leer, Kirchheims Stadtplaner Gernot Pohl spricht von einem „Downgrading“-Effekt, der bereits eingetreten ist. Die Gastronomie im nördlichen Teil des Alleenrings habe keine Möglichkeit, sich „nach draußen zu bewegen“. Thomas Sippel stellt eine neue Verkehrsführung in den Raum, die bereits mehrfach Gegenstand von Diskussionen war und die den nördlichen Teil des Alleenrings vom Autoverkehr befreien würde. „Das könnte ein richtig schöner Flecken werden, was es jetzt nicht ist“, sagt eine Bewohnerin. Ein anderer Teilnehmer äußert hinter vorgehaltener Hand Zweifel an der Machbarkeit. „Wenn der ganze Verkehr über den oberen Teil des Alleenrings läuft, ist für den Fahrradstreifen kein Platz mehr“, kritisiert er. 

Was den Bewohnern außerdem auf den Nägeln brennt, ist das Thema Parken. Bei der nächsten Station, in der Plochinger Straße schräg gegenüber vom ehemaligen „Sparschwein“, ist das besonders deutlich. „Hier geht privates und öffentliches Parken durcheinander“, sagt Thomas Sippel. Das können die Teilnehmer bestätigen. „Hier fahren pro Tag 30 bis 40 Menschen rein und wenden auf der Wendeplatte. Die suchen eindeutig Parkplätze“, sagt ein Bewohner, und eine andere bestätigt: „Es wird alles zugeparkt. Mit einem Rollstuhl oder Kinderwagen würde ich nicht mehr durchkommen“. 

Ein weiterer „Hotspot“, die Ecke Plochinger Straße/Wollmarktstraße ist der nächste Haltepunkt. Durch die Poller, die die Einfahrt Richtung Freihof verhindern, sei es ruhiger geworden, sagt Andreas Wagner vom dortigen Radsportgeschäft. Allerdings hätten sich die Probleme verlagert. „Jetzt stehen die Autos eben auf der Plochinger Straße, oft mit zwei Rädern auf dem Gehweg“, sagt er. Andere Bewohner berichten, dass viele Eltern an anderen Stellen in der Wollmarktstraße parken, um ihre Kinder abzuholen. Der Wunsch nach „mehr Aufenthaltsqualität“ für diesen Bereich des Wollmarktviertels, der von Gernot Pohl geäußert wird, wird von den Spaziergängern nur bedingt geteilt. „Ich will hier keine Bänke haben. Sonst haben wir nachts um drei die Kiddies hier. Und den Müll“, sagt ein Bewohner. 

Die Fläche, auf der aktuell das Autohaus Schmauder & Rau steht, ist mit der größte Teil des Sanierungsgebiets in spe. Geht es nach der Stadt, soll hier ein Wohnquartier entstehen. Außerdem braucht die Stadt mehr Platz für die Freihof-Realschule. Eine geeignete Ersatzfläche, auf die das Autohaus umziehen könnte, ist allerdings noch nicht gefunden. Die Gruppe wandert über das Gelände, vorbei an Containern und parkenden Autos. Im letzten Eck, auf einer grünen Wiese kommt Thomas Sippel richtig ins Schwärmen. „Wir stehen hier am Zusammenfluss von Lindach und Lauter. Dieser Ort hat großes Potenzial“, ist er sich sicher. Sippel möchte – sofern die Fläche jemals frei wird – die Flüsse wieder erlebbar machen. Von jetzt auf nachher geht das jedoch nicht: Ein Sanierungsverfahren dauert in der Regel acht Jahre.

Bürgerinnen und Bürger können bis zum 15. Juli auf www.kirchheim-teck.pin-mit.de Vorschläge  zum Wollmarktviertel beisteuern.