Von trister Schulturnhallen-Atmosphäre keine Spur. Was einen drinnen erwartet, wird schon vor den Türen deutlich. Kinder in bunten Kostümen springen aufgeregt vor der Halle und in den Gängen umher. Drinnen müssen sich die Augen erst an das Dunkel gewöhnen. Kinder, Eltern, Omas und Opas sitzen in der Halle auf im Halbrund aufgestellten Bierbänken mit Blick auf die Manege mit großem Vorhang. Die Disco-Glitzerkugel am Hallendach wirft dank Strahler traumhafte Sternchen an die Wände und auf die Zuschauer. Es gibt Popcorn und andere Leckereien. Ganz klar: Man ist im Zirkus.
An diesem Abend haben die Klassen 3a und 3b der Kirchheimer Teck-Grundschule ihren großen Auftritt. Eine Woche lang haben sie dafür geübt, jetzt können sie mit Trommelwirbel, Fanfaren, Scheinwerferspots und fetziger Musik das Trainierte mit stolzgeschwellter Brust präsentieren. Den Anfang machen Jungs und Mädchen gemeinsam. An einem großen Metallring, der an einem Seil hängt und damit durchaus seine Eigendynamik entwickeln kann, zeigen sie tolle Akrobatik. Arme und Beine gestreckt ergeben sich tolle Figuren bei mehreren Akteuren in der Luft. Auch die Abgänge mit Rolle rückwärts oder vorwärts haben es bei dieser schaukeligen Angelegenheit in sich. Schon jetzt wird deutlich: Hier ist Teamarbeit gefordert. Die wartenden Artisten haben ein achtsames Auge auf die Akteure am Ring, und greifen schon mal ein, um dem widerspenstigen Gerät den richtigen Dreh zu geben.
Dann kommen ziemlich zahme Löwen in die Manege, es braucht nicht mal ein Schutzgitter für die Zuschauer. Der Dompteur hat aber trotzdem alle Hände voll zu tun, das eigensinnige Rudel in die richtige Spur zu bringen. „Nicht streiten - auf die Plätze“, sagt er energisch. Das hilft, jeder trollt sich auf sein Podest. Dort geht dann der Punk ab. Zu einem fetzigen Beat zeigen die Löwen im Takt die tollsten Verrenkungen.
Wilde Sprünge gibt es dank Trampolin über die von vielen im Schulsport gefürchteten Kästen. Hier werden sie spielend überwunden oder karikierend genutzt. In nahezu schwindelerregende Höhe steigt ein Mädchen allein mit Muskelkraft an einem Tuch unters Hallendach. Eine besondere Schlingtechnik ist dafür nötig, die sie bravourös meistert. Sie ist bei diesem Programmpunkt nicht allein, auch ihre Mitstreiter winden, teilen und umhüllen sich mit diesem besonderen Sportgerät. Immer wieder treten auch Zauberer auf, die mit ihren Tricks die Zuschauer verblüffen, die frechen Clowns sorgen mehrfach für gute Laune - und viele weitere Darbietungen lassen das Publikum staunen, beispielsweise das Jonglieren auf Bällen oder das Turnen im Würfel.
„Eine großartige Woche liegt hinter uns. Innerhalb kurzer Zeit ist es gelungen, eine solch überragende Show mit einem überraschend bunten Programm auf die Beine zu stellen“, freut sich Rektorin Claudia Walter. In dieser Woche wurde weder gerechnet noch geschrieben, aber trotzdem eine Menge gelernt. „Es galt, sich abzustimmen, im Team zu arbeiten, sich gegenseitig zu helfen, mal zurückzutreten, sich zu konzentrieren und viele andere Dinge“, sagt Claudia Walter. Über sich selbst hinausgewachsen seien die Kinder in dieser Zeit, und erst recht bei der Vorführung. „Dieses tolle Erlebnis und den großen Applaus werden unsere Schüler kaum je vergessen. Diese Eindrücke bleiben“, ist sich die Rektorin sicher. Ihre Bewunderung hat auch das Trainerteam des Kinder-Zirkus Teckolino, das in kurzer Zeit die Schüler zu großen Leistungen geführt hat. Ermöglicht wurde die außergewöhnliche Woche durch die finanzielle Unterstützung von „Starkes Kirchheim - Allen Kindern eine Chance“, eine Solidaritätskampagne von Kirchheimer Bürgern, Unternehmen und der Stadt. Zum Schluss gibt es einen Riesen-Applaus für die Artisten und Zugabe-Rufe.