Kirchheim
Zehn Wochen lang stand Ballettunterricht auf dem Stundenplan

Projekt Die Schülerinnen und Schüler der Kirchheimer Konrad-Widerholt-Förderschule studieren mit den Stuttgarter Tanzpädagogen Adrian Turner und Marieke Lieber eine Choreografie ein. Von Rainer Kellmayer

Im Leitbild der Kirchheimer Konrad-Widerholt-Förderschule ist zu lesen: „Wir nehmen die Schüler in ihrer Persönlichkeit an, stärken sie und begleiten sie in ihrer Entwicklung.“ Ein wichtiger Baustein in der vielfältigen Bildungs- und ­Erziehungsarbeit der Schule ist die Förderung der Kreativität. Die Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Staatsballett vor zwei Jahren hat den Schülerinnen und Schülern nicht nur Spaß gemacht, sondern sie in ihrer persönlichen Entwicklung auch einen Schritt weitergebracht.

 

Es ist erstaunlich, mit welcher Konzentration die jungen Menschen bei der Sache sind.
Marieke Lieber und Adrian Turner

 

Der Erfolg dieses Projekts bewog die Konrektorin Monika Bosler-Keppler und ihre Kollegin Katarina Witschel, sich erneut beim Stuttgarter Ballett „Jung+“ für ein Projekt – diesmal „Der Nussknacker“ – zu bewerben. „Wir haben uns sehr gefreut, als die Nachricht eintraf, dass die Konrad-Widerholt-Schule als eine der fünf Projektschulen ausgewählt wurde“, erzählte Bosler-Keppler.

Jetzt war es so weit: Über zehn Wochen kamen Marieke Lieber und Adrian Turner am Donnerstagmorgen in die Kirchheimer Förderschule. Die ehemaligen Tänzer des Stuttgarter Staatsballetts widmen sich seit 15 Jahren im Rahmen des Projekts „Jung+“ der pädagogischen Arbeit mit Schulklassen. „Für uns ist es bereits das sechste Projekt hier. Wir kommen immer gerne in die Konrad-Widerholt-Schule, da von den Lehrerinnen und Lehrern eine herausragende Arbeit geleistet wird“, lobte Adrian Turner.

Die Ergebnisse des aktuellen Projekts präsentierten die Tanzpädagogen am Mittwochnachmittag mit den beteiligten Schülerinnen und Schülern vor Eltern, Geschwistern und Freunden. „Wir wollen heute kein geschliffenes Spektakel bieten, sondern eine Werkstattpräsentation“, betonte Turner. Doch was die Schülerinnen und Schüler bei der Aufführung an körperlicher Disziplin und tänzerischem Ausdruck zeigten, begeisterte das Publikum.

„Bei unseren Tanzprojekten ist der Fokus auf die Konzentration für die Schülerinnen und Schüler das Wichtigste“, sagte Marieke Lieber. Dadurch werde insbesondere die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen gefördert. Die Zusammenarbeit mit Marieke und Adrian machte den Fünft- und Sechstklässlern gro­ßen Spaß. „Unsere Tanzlehrer sind richtig nett“, sagte Nina, und ihre Freundin Genia stimmte zu: „Das Projekt war super.“

Beim Tanzprojekt der Konrad-Widerholt-Förderschule mit dem Stuttgarter Staatsballett waren die Kinder mit Feuereifer bei der Sache. Fotos: Rainer Kellmayer

Dass es in den Proben leise und diszipliniert zuging, hat der jungen Tänzerin Goria gefallen, doch manche fanden die körperliche Arbeit auch anstrengend: „Das Beste waren die Pausen“, war Jomoa ehrlich. Doch die Bewegung zur Musik hat auch ihm gefallen. Mit den meditativen Melodien des Münchner Filmkomponisten und Produzenten David Schoch hatten Marieke Lieber und Adrian Turner eine Musik ausgewählt, die beruhigend und motivierend zugleich wirke.

Die Tanzpädagogen gaben die Komplimente der Schülerinnen und Schüler gerne zurück: „Es ist erstaunlich, mit welcher Konzentration und Aufmerksamkeit die jungen Menschen bei der Sache waren und sich eingebracht haben. Manche Bewegungsabläufe haben die Kinder selbst kreiert.“

Die Choreografie konnte sich durchaus sehen lassen. Alle waren mit Feuereifer dabei, und die Koordination der Bewegungsmuster funktionierte erstaunlich gut. Man spürte: Es war gut gearbeitet worden. Marieke Lieber und Adrian Turner hatten es geschafft, eine homogene Gruppe zu formen, in der jeder auf den anderen achtete.

„Von Anfang an waren unsere Schülerinnen und Schüler emotional so dabei, dass sie sich gerne auf diese Ausdrucksmöglichkeit von Gedanken und Gefühlen eingelassen haben“, sagte Rektorin Susanne Schöllkopf. Dieser Prozess sei im höchsten Maße bildend, da er das ganze Wesen und Gemüt des Kindes anspricht.

Für die am Tanzprojekt beteiligten Jungs und Mädels gab es nicht nur viel Lob und Applaus, sondern auch eine besondere Belohnung: Sie durften im Stuttgarter Staatstheater eine Aufführung ihrer „großen Kollegen“ mit Peter Iljitsch Tschaikowskys bekanntem Ballett „Der Nussknacker“ live miterleben.