Natur
Zu viele Gänse an den Kirchheimer Bürgerseen

Die Kirchheimer Bürgerseen sind ein beliebter Ausflugsort, aber auch ein Rückzugsraum für viele Tierarten. Eine Vogelart ist in diesem Jahr noch gar nicht aufgetaucht, eine andere sorgt für Ärger. 

Dieses Bild eines Nilgänse-Paars ist bereits 2014 an den Bürgerseen in Kirchheim entstanden, das heißt, vor der ersten dokumentierten Brut. Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Wenn es Sommer wird, steigt an den Kirchheimer Bürgerseen auch die Zahl der Menschen, die dort schwimmen, grillen, wandern oder Rad fah­ren. Das Naherholungsgebiet erfreut sich großer Beliebtheit und wird an den Wochenenden und bei schönem Wetter teilweise regelrecht überrannt.

Das ist ein Problem für jene Tierarten, die im Frühling eigentlich Ruhe bräuchten, um zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen. Denn die Bürgerseen sind nicht nur Naherholungsraum, sondern auch Rückzugsort für Tiere und Pflanzen. Um die Natur zu schützen, dürfen Menschen lediglich im „Unteren See“ schwimmen, die Röhrichtbestände sind tabu. Der „Mittlere“ und der „Obere See“ sind den Tieren vorbehalten, lediglich spazieren gehen ist dort erlaubt.

Der Untere See wird mittlerweile nahezu ganzjährig und intensiv genutzt.

Doreen Edel, Pressesprecherin der Stadt Kirchheim, nennt mögliche Gründe für das Verschwinden einer Tierart.

Dass es trotz dieser Trennung von Natur und Mensch eng wird an den Bürgerseen, dafür spricht die Abwesenheit eines Tieres, das die Bürgerseen in den vergangenen Jahren regelmäßig als Brutplatz und Kinderstube genutzt hat. Im Jahr 2025 sei bisher noch kein Blässhuhn an den Bürgerseen gesichtet worden, teilt die Stadt Kirchheim, die für die Seen zuständig ist, auf Anfrage mit. Mögliche Gründe sieht die Stadt in der veränderten Nutzung des Unteren Sees. „Dieser wird mittlerweile nahezu ganzjährig und intensiv genutzt – unter anderem durch Schwimmer in Neoprenanzügen sowie durch Foil- und Surfbretter“, so Stadt-Pressesprecherin Doreen Edel. Auch der abgesperrte Badebereich werde teilweise von Anglern mitgenutzt. „Diese vielfältigen, wenn auch jeweils kleinen Störungen können sich in ihrer Summe negativ auf empfindlichere Arten wie das Blässhuhn auswirken“, sagt die Sprecherin. Die Art gilt nicht als bedroht, allerdings sei landesweit ein rückläufiger Bestandstrend zu verzeichnen.

Für einen Leser, der häufig an den Bürgerseen unterwegs ist und der sich an den Teckboten gewandt hat, ist hingegen eine andere Tierart schuld an dem Verschwinden der Blässhühner: die Gänse. Seiner Beobachtung nach verdrängten diese Vögel andere Arten, verunreinigten Wiesen und Wege und ängstigen mit ihrer aggressiven Art die Besucher. „Eigentlich gehören die überhaupt nicht hierher“, sagt der Leser, der anonym bleiben möchte. Früher habe es an den Bürgerseen keine Gänse gegeben. Die Stadt weist seine Theorie zurück. „Ein Zusammenhang zwischen dem Rückgang des Blässhuhns und dem Auftreten von Nil- oder Graugänsen ist aus Sicht der Stadt nicht ersichtlich“, sagt Doreen Edel. Kormoran und Stockente seien nach wie vor an den Bürgerseen präsent, um Futter zu suchen, brüteten aber nicht dort.

Die Nilgans ist eine nicht-heimische Art, die eigentlich aus Afrika stammt und sich in Deutschland rasch ausgebreitet hat. „Seit der ersten Brut der Nilgans im Jahr 2015 wird die Entwicklung der Wasservögel an den Bürgerseen durchgehend beobachtet und dokumentiert“, sagt Doreen Edel. Damit will die Stadt unter anderem sicherstellen, dass andere Wasservögel nicht verdrängt werden. 

Allerdings hat die Nilgans an den Bürgerseen eine Konkurrentin, die sie offenbar erfolgreich in Schach hält: die Graugans, die laut Stadt seit 2019 an den Bürgerseen brütet. „Beobachtungen zeigen, dass Graugänse mittlerweile ganzjährig mit mehreren Individuen – auch außerhalb der Brutzeit – an den Bürgerseen anzutreffen sind“, schreibt Doreen Edel. Zwischen den beiden Arten komme es nicht zu gemischten Trupps, vielmehr setzten sich die Graugänse gegenüber den Nilgänsen zunehmend durch. 

Ein Problem ist aus Sicht der Stadt allerdings die Verunreinigung des Wassers mit Gänsekot. Deshalb muss die Population immer wieder eingedämmt werden. Maßnahmen sind laut Doreen Edel die Kontrolle des Fütterungsverbots, gezielte Vergrämung und Jagd.

Wasserqualität

Aktuell wird die Wasserqualität im „Unteren See“ als „ausgezeichnet“ bewertet. Baden ist also gefahrlos möglich. Infos gibt es auf www.badegewaesserkarte.landbw.de​​​.