Kirchheim
Zuerst kommt die Sonne, dann das Eis

Genuss Bei vielen gehört ein Eis zur guten Sommerlaune. Aber dieses Jahr machten niedrige Temperaturen und gestiegene Preise den Betreibern erst einmal einen Strich durch die Rechnung. Von Helga Single

Wer sich in Kirchheim ein kühle Leckerei in Form von Eis gönnt, zahlt inzwischen bei den meisten Anbietern 1,80 Euro für eine Kugel. Das ist die Realität. Dafür seien gestiegene Rohstoff- und Energiepreise, auch Mieten verantwortlich, die die Preise in die Höhe haben schnellen lassen, berichten die Eisdielenbetreiber.

Das ist auch bei den Naschkatzen angekommen, die jedoch beim Eis keine Abstriche machen wollen, weil „Eis immer geht“, finden sie. Vorsichtige Kritik äußerte ein Genießer, der generell den Einzelhandel im Verdacht hat, auf „Mitnahmeeffekte“ nach Corona zu setzten. Er glaubt nämlich nicht daran, dass die Preise für den Verbraucher wieder fallen könnten, wenn die Rohstoffe wieder günstiger würden.

 

Die Zeiten ändern sich, da gibt es Trends, das ist auch bei uns im Eisgeschäft so.
Ezio Rossetto
von „Gelato und more“

 

Im Eiscafe „Venezia“ in der Turmstraße bei Rako und seinem Bruder Belli, der in der Dettinger Straße „Venezia zwei“ betreibt, ist die Kugel von 1,40 Euro auf 1,60 Euro gestiegen. Seit fünf Jahren bieten sie über 30 Sorten Eis. Die Erwachsenen nehmen im Schnitt zwei bis drei Kugeln, „oft Vanille“. Bei den Bechern ist alles mit „Erdbeere“ sehr beliebt oder natürlich das Spaghetti-Eis, erzählt Rako. Die Kinder lieben nach wie vor das blaue Schlumpfeis, das nach Kaugummi schmeckt. Auch die „salzig- karamellige“ Sorte sei sehr beliebt und komme gut an.

Die Rezepte stammen vom Vorbesitzer oder sind Eigenentwicklungen, die jedes Jahr überarbeitet und verbessert werden. Auch die Rohstoffe kommen auf den Prüfstand. Jedes Jahr werden die Früchte und Nüsse nach Aussehen und Geschmack überprüft, denn alles ist frisch zubereitet.

Genauso wie bei „Gelato Adoro“ am Roßmarkt von Verlinden und Adornetto, die Eis zusätzlich zum Cafebetrieb anbieten. Sie hatten extra aus Italien einen Eis-Sommelier eine Woche lang zu sich eingeladen, der zusammen mit dem Chef den Geschmack des Eises verfeinerte. Zwölf Sorten sind bei der Zusammenarbeit entstanden, alle lactosefrei. Der Fruchtanteil wurde auf 40 Prozent erhöht, damit sich der Geschmack so richtig entfalten könne. Bei ihnen ist die Kugel von 1,60 Euro auf 1,80 Euro geklettert. „Man muss wissen, dass das Kilo Zucker von früher 80 Cent auf 1,60 Euro gestiegen ist und so laufe es mit vielen Produkten “, erklärt Verlinden.

Das schlechte Wetter in diesem Jahr hätte die Kundschaft ferngehalten, doch die Löhne der Mitarbeiter müssten bezahlt werden. „Das Geschäft ist im wesentlichen in drei Monaten zu machen, ab September ist es wieder rückläufig“, erklärt die Gastronomin. Auch bei ihnen hat „Vanille“ den ersten Platz unter den Sorten und bei den Kindern läuft Joghurt und Mango ganz gut. Zwei Jahre lang haben sie mit Ziegenmilch experimentiert, doch da waren sie in der Herstellung zeitlich begrenzter und irgendwann machte ihr Lieferant zu, so dass sie das Ziegeneis wieder einstellten.

Bei „Gelato und more“ im Eiscafe Caprice von Ezio Rossetto und Ehefrau Patricia in der Max-Eyth- Straße kommen besondere Sorten in die Theke. „Alles in Eigenproduktion mit besten Zutaten hergestellt“. „Lavendel mit weißer Schokolade“ oder „Kefir und Mandarine“ oder das „Baccio“ mit ganzen Nüssen, Nuß- Nugat und weißer Schokolade sind besondere Kreationen, die gut liefen. Die Kinder liebten nach wie vor ihr Blaues Eis, mit Alge Spirulina hergestellt, das nach feinem Keks schmeckt. Generell habe sich das Verhalten der Verbraucher geändert, findet Patricia. Während früher die Eisdielen beliebte Treffpunkte für Jugendliche waren, wo sie viel Zeit verbrachten und Spaß hatten, würden sie heute lieber den schnellen „To Go“-Kaffee nehmen oder ein Eis im Stehen bevorzugen. Auch die Älteren verweilten nicht mehr länger.

In keinem italienischen Eiscafe durfte früher die beliebte „Cassatta Siciliana“, eine Schichttorte, fehlen, die heutzutage fast nur noch die ältere Kundschaft kennt und danach fragt. „Die Zeiten ändern sich, da gibt es Trends, das ist auch bei uns im Eisgeschäft so“, sagt Ezio.

 

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