Anforderungen: Spielen, Schmusen und Snacks aus der Luft fangen. So etwa könnte die Jobbeschreibung der Begleithunde klingen, die für die Malteser in Kirchheim und Umgebung im Einsatz sind. Gemeinsam mit ihren Herrchen und Frauchen besuchen sie Menschen in sozialen Einrichtungen. Der ehrenamtliche Begleit- und Besuchsdienst mit den Vierbeinern ist für den Ehrenamtspreis nominiert.
Balu und sein Herrchen Martin Zoller sind ein Team des tierisch netten Begleitdienstes. Der Kirchheimer und sein Golden Retriever besuchen regelmäßig die älteren Herrschaften im Seniorenheim. „Schon auf dem Parkplatz steckt Balu seinen Kopf in die Arbeitstasche und holt sein Kuscheltier raus. Er weiß: Jetzt geht es gleich los“, berichtet Martin Zoller. Vor Ort wird das Duo oft schon von den Seniorinnen und Senioren in einem Stuhlkreis erwartet. Was dann kommt, kennt der Golden Retriever schon von den vorherigen Besuchen: Zuerst wirft sein freundlicher Vierbeiner den Senioren einen Ball zu, dann werfen die Heimbewohner Balu den Ball zurück. Zum Schluss bekommt jeder ein Stückchen Karotte in die Hand. „Balu flitzt dann rum und holt sich von jedem sein Leckerli“, erzählt Martin Zoller. Zum Glück schmeckt dem Hund das Gemüse: „Einige der Bewohner mit Demenz haben das Hundefutter, das wir zuerst mitgebracht haben, selbst gegessen. Es kann zwar nichts passieren, aber die Vorstellung fand ich nicht so schön“, sagt seine Ehefrau Monika Zoller.
Wie sehr sich die Seniorinnen und Senioren auf das Duo freuen, merkt Martin Zoller, wenn er sich um einige Minuten verspätet. „Wir haben schon befürchtet, Sie kommen gar nicht“, begrüßen ihn dann die Heimbewohner erleichtert. Heike Nägelein, Dienststellenleiterin der Malteser, weiß, dass die Senioren keine Tiere mit ins Heim bringen dürfen: „Das ist oft die einzige Möglichkeit, noch mal Zeit mit einem Haustier verbringen zu können.“ Die Seniorinnen und Senioren bekommen durch die tierisch netten Besuche ein Stück Struktur und auf jeden Fall Abwechslung in ihrem Alltag, glaubt Martin Zoller. „Ich habe auch das Gefühl, dass es sie ein Stück weit öffnet. Durch das Tier werden Menschen angesprochen, die sonst so gut wie gar nicht mehr auf ihr Umfeld reagieren“, sagt der Kirchheimer. „Im Vordergrund steht allerdings die Freude. Therapie machen wir keine, dazu haben Balu und ich keine Ausbildung“, betont Martin Zoller. Eine Prüfung zum Begleithund haben Hund und Herrchen allerdings absolviert. Vor etwa zehn Jahren hat sich Martin Zoller zum Lehrgang in Böblingen angemeldet, nachdem er in der Zeitung gelesen hatte, dass die Malteser die Schulung anbieten. Ein Wesenstest stand im Vordergrund: Balu und seine Mitstreiter mussten beweisen, dass sie Stresssituationen aushalten, ohne zu beißen, und keine heruntergefallenen Tabletten oder Ähnliches vom Boden aufnehmen. Auch an Gehstöcke und Rollatoren wurden die Hunde gewöhnt. Von den ehemaligen zehn Kursteilnehmern ist nur noch der Kirchheimer dabei – als Dienstältester leitet Martin Zoller mittlerweile die tierischen Einsätze.
Aktuell sind fünf Teams für die Kirchheimer Malteser unterwegs. Wie und wo die Hunde eingesetzt werden, hängt vor allem von ihrem Charakter ab. „Wir hatten schon Besuche im Seniorenheim, da ist der Hund von Zimmer zu Zimmer gegangen, hat sich zu den Leuten gelegt und mit ihnen gekuschelt – nach Absprache natürlich.“ Auch bei der Lesehilfe oder zum Spielen mit aus der Ukraine geflüchteten Kindern wurden die Vierbeiner schon eingesetzt. Auch Behinderteneinrichtungen sind häufig Orte, an denen die Hunde gern gesehen sind.
Trotz des großen Engagements der Teams kommen die Ehrenamtlichen bei der großen Anfrage kaum hinterher. Ein weiteres Problem: „Das Angebot gibt es im Kreis sonst nirgends“, sagt Heike Nägelein. Darum übernehmen die Teams kreisweit die Aufträge. „Wir sollten eigentlich nur in Kirchheim unterwegs sein, aber wir sind auch in Unterensingen und Oberboihingen. Wir versuchen aber, in Esslingen was aufzubauen, damit sich die Arbeit entzerrt“, erklärt die Dienststellenleiterin. Neue Besuch-Teams zu finden, denn der Dienst ist aufwändig, ebenso die Ausbildung. Den Lehrgang müssen die Hundehalter aus eigener Tasche zahlen – und der ist nicht billig: „300 bis 400 Euro kostet das Ganze, dazu müssen die Teams etwa achtmal nach Böblingen fahren – und das bei den Spritpreisen.“
Auch Sabrina Gölz und Hündin Paula sind in der engeren Auswahl
Zwei, die es mit einem ähnlichen Projekt in die Endrunde des Ehrenamtspreises „Starke Helfer“ geschafft haben, sind Sabrina Gölz und ihr Australian Shepherd Paula. Die Hündin und ihr Frauchen haben im Frühjahr die Ausbildung zum Therapiehundeteam bestanden.
Schon im Juni berichtete der Teckbote ausführlich über die junge Frau und ihre vierbeinige Teampartnerin. „Ich wollte etwas von Paulas ansteckender Lebensfreude in das Leben von Menschen bringen, um Gutes für andere zu tun“, erklärte die Dettingerin damals.
Oft besucht das Duo Seniorinnen und Senioren. Im „Haus an der Teck“ in Dettingen sind Sabrina Gölz und Paula oft zu Gast. „Paula verbessert die Stimmung der Menschen“, berichtet die Dettingerin über diese Besuche. Paulas Hauptaufgabe ist es, sich streicheln zu lassen.
Senioren mit Demenz erinnern sich manchmal durch den Kontakt zu Paula daran, dass sie auch einmal einen Hund hatten. Paula geht bei ihrer Arbeit ohne Berührungsängste auf die Menschen zu. Wird es ihr doch einmal zu viel, sucht sie intensiv den Blickkontakt zu Frauchen. kd