Die Aufgabe war alles andere als leicht: Statt einem einzigen Gebäude galt es ein ganzes Viertel neu zu planen. Schwer hatte es auch das Preisgericht, die Arbeiten zu sichten und zu bewerten. Die Entscheidung ist nicht einmal eindeutig ausgefallen: Außer zwei Anerkennungen gab es zwei dritte und zwei erste Preise. Das heißt aber nicht, dass die beiden ersten Preise automatisch gesetzt sind, weil sie in gleicher Weise als hervorragend gewertet wurden. Stadtplanerin Sophie Wolfrum, die Vorsitzende des Kirchheimer Gestaltungsbeirats, bemerkte bei der Vorstellung der Siegerentwürfe: „Keine dieser Arbeiten ist der perfekte, hundertprozentige Treffer.“
Vielleicht lag es daran, dass die Aufgabe zu komplex war, was auch Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker betonte: „Es ging hier um einen Kindergarten, um eine Kindertagesstätte, um städtische Wohngebäude und einen Gastronomiebetrieb entlang der Jesinger Straße, dann natürlich um das Mehrgenerationenhaus und den Bürger-Treff. Das alles unter einen Hut zu bringen, war ungeheuer schwer.“ Eine weitere Anforderung bestand darin, auch spätere Nutzer zu überzeugen, die im Preisgericht saßen - nicht abstimmend, aber beratend. Außerdem war die politische Entscheidung zu berücksichtigen, die „identitätsstiftende Wirkung“ historischer Fassaden zu bewahren.
Sophie Wolfrum zufolge haben die komplexen Anforderungen zu sehr unterschiedlichen Entwürfen geführt - aber auch zum Dilemma, den großen städtebaulichen Entwurf vorzulegen und zugleich Detailprobleme zu lösen. Die beiden ersten Preise gingen an das Kölner Büro „Lorber Paul Architekten“ sowie an das Stuttgarter Büro „Bodamer Faber Architekten“.
Stufen gegen die Geländesprünge
Beim Kölner Entwurf lobte Sophie Wolfrum die Lichthöfe, um die sich „schöne Säle“ gruppieren. Die beiden größten Säle seien durch Lagerräume verbunden. So lasse sich in beiden zugleich etwas veranstalten, ohne dass die einen die anderen stören. Andererseits lassen sich die Säle auch miteinander verbinden. Herausragend sei auch die Terrasse, die die Säle öffnet und die in einer Stufenanlage endet. Die wiederum löst das Problem des Höhenunterschieds.
Das Kita-Gebäude an der Teckstraße lasse sich erhalten - und durch einen Kindergarten-Anbau zum „U“ aufweiten. Dessen Hof wiederum verzahne sich mit dem Hof der Wohnhäuser an der Jesinger Straße. Gelungen seien auch die Giebel- und Satteldächer der Neubauten. Obwohl es sich um „zeitgenössische Architekturen“ handle, fügten sich die Neubauten harmonisch in die „bewegte Dachlandschaft“ Kirchheims ein.
Beim Stuttgarter Entwurf wusste der große „Gartensaal“ zu gefallen sowie der „Bürgerhof“, der sich nach Süden zum Amtsgericht hin öffnet und um den herum sich das soziokulturelle Zentrum gruppieren soll. Der Gartensaal wird ebenso mit Giebeln überdacht wie der längliche Korridor, der das ganze Ensemble von der Alleenstraße her erschließt, nördlich des alten Gasthauses Linde. Was allerdings fehlt, ist eine Terrassenlösung, die schon wegen der Geländesprünge von Vorteil wäre.
Die Kindertagesstätte in der Teckstraße könnte dagegen vorerst erhalten bleiben, weil sich die Gebäude dort in verschiedenen Phasen erstellen ließen. Vorgesehen sind Kindergarten und Kindertagesstätte jeweils im Erdgeschoss. „Huckepack“ sollen oben drauf Seniorenwohnungen sitzen.
Alle Preisträger sind nun aufgefordert, ihre Entwürfe nachzuarbeiten. „Wir treten jetzt ins Verhandlungsverfahren ein“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker nach der Vorstellung der Arbeiten: „Danach gehen wir noch einmal ins Preisgericht und entscheiden endgültig.“
Wirklich endgültig wird das Preisgericht allerdings nicht entscheiden. Den letzten Ausschlag gibt der Kirchheimer Gemeinderat, der im Frühjahr 2020 eine Vorlage erhalten soll, um den Planungsauftrag zu vergeben.