Das Motto der Arbeiten des Malers Michael Starz lautet „Glücksfelder - Die digitalen Reihen“, während Christoph Traub seine Steinskulpturen unter dem sprechenden Titel „Bruchstellen“ in der Ausstellung der Städtischen Galerie im Kirchheimer Kornhaus präsentiert.
Beide Künstler sind feste Größen der Kunstszene und können auf eine reiche Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland zurückblicken. Untereinander pflegen Starz und Traub eine langjährige Freundschaft, die von gegenseitiger Wertschätzung ebenso geprägt ist, wie vom wechselseitigen Respekt für die künstlerische Arbeit. Dies fand in mehreren, gemeinsam bestrittenen Ausstellungen Ausdruck. In der Hechinger Villa Eugenia etwa oder in den Räumen der Technischen Akademie Esslingen.
Wie Dr. Beatrice Büchsel in ihrer Einführung betonte, verlangt der bildnerische Prozess, der den gerasterten Bildern von F.-Michael Starz zugrunde liegt, eine geradezu meditative Konzentration, in der die Farbereignisse zu Ruhe kommen, Kontraste und Abstufungen ihren Ort im Bild finden. Dabei lässt sich der Künstler, der unter anderem mit dem Atelierstipendium des Landkreises Esslingen ausgezeichnet wurde, von atmosphärisch gestimmten Reiseerinnerungen leiten. Vor allem Kreta und Teneriffa haben für nachhaltige Eindrücke gesorgt. Jedoch verliert sich die konkrete Materialität des Gesehenen zugunsten rein qualitativer Farbereignisse. „Solche Farbereignisse müssen gebändigt werden, damit sie einen nicht vollständig überschwemmen“, machte die Laudatorin deutlich. Dazu zieht Michael Starz in seinen neuen Bildern ein Raster heran. Damit gelingt es ihm, die Farbwerte so zu komponieren, dass sie in Bewegung geraten. Sein „Magenta Triptychon“ zeigt eine dunklere Mitteltafel, deren Farbwerte den helleren Seitenflügeln entgegen zu streben scheinen. „Die Bilder von Michael Starz“, so Beatrice Büchsel, „sind entstanden aus improvisierendem Sehen und meditativer Erinnerung. Der Betrachter muss genauso vorgehen, damit diese Bilder zu ihm sprechen.“
Christoph Traub lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bruchstücke. Auf diejenigen Stellen, wo etwas aus dem Gestein herausgebrochen wurde. Manchmal ist die Spur des Werkzeugs deutlich zu sehen, manchmal bearbeitet Christoph Traub sie auch. Er nennt diese Skulpturen „bewegte Körper“. Sie stehen zueinander, paarweise, zu dritt, zu viert.
Büchsel verglich die Arbeiten von Traub, der an der Karlsruher Kunstakademie bei Gerd van Dülmen studierte, mit kleinen Säulen, die sich unter einer imaginären, weggebrochenen Last beugen. Sie bewegen sich langsam in eine Richtung, dann in die andere, mit dem steten Ziel, nicht umzufallen. „Ihre Oberfläche, ihre Haut wirft Falten an Stellen, wo der vermeintliche Druck nicht mehr gestemmt werden kann“, stellte die Kunsthistorikerin fest. Christoph Traub zeigt aber auch, dass Basalt oder Marmor sich mit großer Leichtigkeit und Eleganz aus dem sockelartigen Stein geradezu herausschwingen können. Letztlich ist es das Widerspiel von Stütze und Last, das in den bildhauerischen Arbeiten von Christoph Traub als Formprinzip anschaulich wird. Seine Steinskulpturen tragen schwer, sie knicken ein, rutschen ab oder brechen ganz. Dabei ist, wie Beatrice Büchsel ausführte, stets die Kraft sichtbar, die dabei eine Rolle spielt.
Die Ausstellung mit Werken von F.-Michael Starz und Christoph Traub ist noch bis einschließlich Sonntag, 15. Juli, im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie im Kornhaus zu sehen.