Der weiße Rauch ist aufgestiegen, der neue Papst gewählt – doch für viele bleibt die Frage: Wird er der sein, den die Kirche jetzt braucht?
Für Gemeindereferentin Anna Bernau aus Kirchheim ist es nicht nur eine Personalie. Sie begleitet Menschen im Alltag, in Krisen, im Glauben. Und sie weiß: „Kirche lebt von Nähe. Und die muss man spüren.“ Mit Kardinal Robert Prevost steht nun ein Mann an der Spitze der katholischen Kirche, der als diplomatischer Brückenbauer gilt – im besten Fall passt das zu den Hoffnungen, die Gemeindereferentin Anna Bernau in ihn setzt.
Schon vor der Wahl war ihr klar, was ein Papst heute mitbringen muss. Jetzt, nach der Entscheidung, hofft sie, dass der Neue das Gleichgewicht schafft – zwischen Tradition und Gegenwart, zwischen Autorität und echter Berührung. „Der neue Papst muss ein Brückenbauer sein – und vielleicht auch ein bisschen Popstar.“
Was sie damit meint? Bernau erinnert sich an eine Romreise im August 2014 mit ihrer Ministrantengruppe. Sie war damals schwanger. „Als Papst Franziskus, relativ neu im Amt, im Papa-Mobil auf dem Petersplatz angefahren kam, haben alle geklatscht und gerufen: ‘Papa Francesco!’ – das war wie ein Popstar-Moment.“ Diese Begeisterung, sagt sie, habe gezeigt, dass Kirche auch emotional tragen kann.
Bei Franziskus gab es aber auch eine andere Seite der Inszenierung, das sie beeindruckt hat: Der Besuch in Lampedusa. Die Fußwaschung im Gefängnis. Der Verzicht auf Titel. „Der ist an die Ränder gegangen. War sich für nichts zu schade. Und hat gesagt: Mir ist nicht wichtig, wie ihr mich nennt – mir ist wichtig, was ich tue.“
Mehr als ein Name
Genau diese Haltung wünscht sie sich jetzt: Nahbar, mutig, menschlich. „Ein Papst, der von oben herab mit dem Finger zeigt – das wäre in unserer heutigen Zeit ein großes Problem.“ Kirche müsse heute vor allem eines: aufrichten. „Auch in einem reichen Land wie Deutschland ist der Alltag für viele Menschen trist. Da braucht es eine Botschaft, die Hoffnung gibt. Und nicht nur Regeln.“
Für Bernau ist klar: Ohne Liebe geht es nicht. Sie erinnert an eine Predigt von Kardinal Re vor dem jetzigen Konklave. „Die Liebe ist die einzige Kraft, die die Welt verändern kann.“ Das sei der Auftrag der Kirche – und auch der des Papstes. „Das ist mit unser Grundauftrag. Die Nächstenliebe. Alles andere muss daraus folgen.“
Jeder Papst hat sein Profil. Einen Franziskus 2.0 gibt es nicht."
Anna Bernau
Ob der neue Papst das mitbringt? Sie bleibt vorsichtig optimistisch. „Jeder Papst hat sein Profil. Einen Franziskus 2.0 gibt es nicht. Aber wenn er es schafft, Menschen zu berühren und trotzdem die Einheit zu bewahren – das wärs.“ Wichtig sei, dass er die Zeichen der Zeit erkennt. „Wenn man das nicht kann, ist man in dem Amt fehl am Platz.“
Der Auftrag bleibt
Für Anna Bernau stellt sich jetzt die Frage, ob der neue Papst den Weg weitergeht, den Franziskus aufgemacht hat – mit neuer Kraft, aber demselben Geist. „Franziskus hat sich viel getraut und neue Wege zur Weiterarbeit geebnet – auch wenn er nicht alles verändern konnte.“
Umso entscheidender sei nun, ob der neue Brücken baut – und dabei glaubwürdig bleibt. „Er muss nicht perfekt sein. Aber echt. Und einfach menschlich bleiben.“
Was Bernau sich wünscht, ist keine große Geste – sondern ein klares Zeichen: eine Kirche, die Menschen aufrichtet, die zuhört, die niemanden ausschließt, und nicht mit dem Finger zeigt. „Bei uns ist jeder eingeladen.“