Dem Brief Herrn Kamphausens ist inhaltlich vollumfänglich zuzustimmen, zugleich weist er auf die noch immer in unserer Gesellschaft lebenden Folgen deutscher Zwiespältigkeit bezüglich des Umganges mit Gewalt „am deutschen Wesen . . .“ Statt die Schwierigkeiten im gegenseitigen Verständnis der Menschen, im sich im gegenseitigen dialogischen Kennenlernen immer aufs Neue zu kultivieren, verstärkt und fördert man Krieg und Streit bis in die kleinsten Beziehungsebenen.
Als mein Vater Ende 1944 sein Leben verlor, hatte er keinerlei Ahnung, dass ich achteinhalb Monate später diese Erde betreten würde. In diesem Augenblick war „Kriegstüchtigkeit“ obsolet, „Kriegswirtschaft“ mutierte zur „freien Marktwirtschaft“.
Was aber könnten so heute Antworten auf die von Herrn Kamphausen am Ende gestellten Fragen sein? Eine erste Antwort wäre ein „soziales Menschenverständnis“ – das in unserer Gesellschaft leider nicht erlebbar ist; eine zweite Antwort: „eine echte erworbene Gedankenfreiheit“ – spätestens seit Corona politisch nicht gewollt, bekämpft und befehdet; eine dritte Antwort: „ein lebendiges Wissen bezüglich der Geistesdimension“ des individuellen Menschen – in dem seelenöden und geistfreien materialistisch geprägten Denken unserer gesellschaftstragenden Schichten spurenlos „existierend“.
Dies als eine ernste Aufgabe zu begreifen, wäre vielleicht – gerade angesichts der aktuellen politischen Weichenstellungen – durch Umdenken – sprich „Selbsthinterfragung“ beziehungsweise „Selbsterziehung“ – eines jeden Verantwortlichen ein Friedensbewusstsein entwicklungsmöglich (?) im Sinne der Kamphaus’schen Fragen.
Dr. Matthias Komp, Kirchheim