Alle reden vom Bürokratieabbau. Ja, da gibt es sicher vieles, auf das wir verzichten könnten. Doch woher kommen die ganzen Regelungen? Ein großer Teil soll dazu dienen, Fehlentwicklungen zu vermeiden und die schwarzen Schafe jeder Branche zur Redlichkeit zu bewegen.
Wenn wir beim Bürokratieabbau aber zum Beispiel Aufbewahrungsfristen verkürzen, was ja erst einmal gut klingt, aber damit aktuell die Aufklärung von Steuerbetrug verhindern, dann wünschte ich mir einen Finanzminister, der „Stopp“ sagt und: „Erst wenn ich meine Cum-Ex-Milliarden zurückhabe!“ Und einen Justizminister, der sagt: „Eh wir die Fristen von zehn auf acht Jahre kürzen, sorge ich dafür, dass wir die Verfahren auch in acht Jahren zum Abschluss gebracht haben.“ Dies kann ja wohl nicht die Aufgabe einer Petition der ehemaligen Chefermittlerin zur Aufdeckung der Cum-Ex-Betrugsfälle Anne Brorhilker sein.
Bürokratieabbau ja, aber nicht als Mittel für einen ganz anderen Zweck.
Rolf Endermann, Kirchheim