Leserbriefe
Belohnung statt Verantwortung

Leserbrief zum Interview mit Volker Wissing „Tempolimit bringt nur einen kleinen Effekt“ vom 20. Juli

In unserem Jahrzehnt müssten entscheidende Weichen gegen die Klimakatastrophe gestellt werden. Dazu liegen schon lange gute und mutige Zukunftsvisionen auf dem Tisch – aber leider hat ein FDP-Verkehrsminister das Sagen, der nichts anderes vertritt als die Haltung und Interessen der erzkonservativen deutschen Autoindustrie. Politiker müssten eigentlich den Mut haben, aktiv auch gegen Widerstand eine menschenwürdige und naturverträgliche Zukunft zu gestalten. Aber dieser Mann hat keine Zukunftsvision, sondern nur Angst, „Mehrheiten“ zu verlieren und die „Gesellschaft zu spalten“. Und dabei sagt er selber, Angst sei kein guter Ratgeber.

Welch ein kleinkariertes Denken angesichts der drohenden und bereits beginnenden Klimakatastrophe! In allen europäischen Ländern gibt es schon lange ein Tempolimit, das ohne Widerstand akzeptiert wird – nur in Deutschland nicht! Warum? Weil die Autoindustrie es so will und Herr Wissing führt aus, was sie will. Für die Zukunft müsste auch der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene gebracht werden, aber davon redet Herr Wissing nicht, ganz im Sinne der Autoindustrie. So gehen entscheidende Jahre verloren.

Wo bleibt eine Politik, die endlich mutig und aktiv die Zukunft gestaltet und nicht mehr der Industrie nach dem Mund redet? Wer nur ans Heute denkt, verspielt die Zukunft. Herr Wissing tut das. Aber statt dafür von der Gesellschaft zur Verantwortung gezogen zu werden, wird er von der Autoindustrie zur Belohnung einen Aufsichtsrats- oder Beraterposten bekommen.

Martin Brost, Oberboihingen