Leserbrief
Beschönigen und verleugnen

Zum Artikel „Richtiges Thema, falsche Unterstützer?“ vom 5. Februar

Es ist beschämend und erschütternd, wie hiesige CDU-Vertreter mit dem Vorgehen von Friedrich Merz umgehen: Obwohl er eindeutig sein Wort gebrochen und die „Brandmauer“ beschädigt hat, wird das von den Befragten nicht klar als solches benannt, sondern man versteckt sich hinter nebulösen Formulierungen wie „es wäre mir lieber gewesen“. Ja, das „Sachthema Migration“ ist für Natalie Pfau-Weller sogar ganz offen „vorrangiger“ als alle anderen Themen, also auch als der Wort- und Tabubruch von Merz, der Kanzler werden will. Das ist beschönigende Toleranz gegenüber Falschaussagen eines Kanzlerkandidaten und fatale Geschichtsverleugnung im Blick auf das Ende der Weimarer Republik. Da auch noch vom „C“ als „Richtschnur und Maßstab auch in diesem Kontext“ zu sprechen, so Dieter Franz Hoff, verfälscht das Christentum zur Ideologie.

Aber es kommt noch schlimmer: Für alle Befragten der CDU-Basis rangieren die Themen „Wirtschaft“ und „Migration“ ganz oben und das Wort „Klima“ kommt bei keinem der Befragten vor. So weit hat es die AfD gebracht, sie diktiert die Rangfolge der Themen. Merz will das Heizungsgesetz kassieren und Weidel alle Windräder abreißen. Dabei steht für die Wissenschaft schon längst fest: Wenn wir nicht jetzt sofort den Klimawandel an die erste Stelle rücken, dann werden bis Ende des Jahrhunderts alle Kipp-Punkte des Klimawandels überschritten sein und die Entwicklung zur Klimakatastrophe ist irreversibel geworden. Aber da leben die heutigen Entscheider nicht mehr, „nur noch“ ihre Kinder, Enkel und Urenkel. Das wird einfach ausgeblendet. Beschönigen, verleugnen, ausblenden – so gehen die CDU-Vertreter mit Themen um, die uns alle existenziell betreffen.

Martin Brost, Oberboihingen