Leserbriefe
Desinformation und Propaganda

Leserbrief zur Klimadebatte

In letzter Zeit stoße ich in der Leserbriefspalte des Teckboten immer wieder auf Beiträge von Hobbyklimatologen, die meinen, besser Bescheid zu wissen als der weit überwiegende Teil ernstzunehmender Wissenschaftler.

Da werden Prisen von Wahrheit mit einer Menge Unsinn zur bahnbrechenden Erkenntnis einer querdenkenden Minderheit vermischt. Praktischerweise kann jetzt jeder, der sich berufen fühlt, die in den letzten Jahrzehnten von Experten gesammelten Erkenntnisse in Zweifel ziehen und seine in obskuren Medien wie zum Beispiel Telegram erworbenen Glaubenssätze unter das staunende Volk werfen.

Diskussionen auf Faktenbasis mit „Klimaleugnern“ sind daher völlig sinnlos. Meinen Erfahrungen nach haben viele dieser Menschen nicht nur zum Klimawandel, gelinde gesagt, originelle Theorien, sondern auch zu Corona und dem Ukrainekrieg. Dazu kommt häufig noch ein gesteigerter Aggressionslevel. Man wähnt sich im Widerstand, ruft zum Kampf gegen das System auf. In den sozialen Medien wird beleidigt, diffamiert und gedroht. Bei Beiträgen in der vielgeschmähten „Lügenpresse“ frisst man dann Kreide und gibt sich zivil.

Die drei Themen Klima, Corona und Ukrainekrieg haben eines gemein, folgt man den Thesen der Leserbriefverfasser, hatten und haben wir keine Probleme und alles kann so bleiben wie es ist. Diese Vogel-Strauß-Taktik ist natürlich äußerst bequem und kommt der menschlichen Trägheit entgegen, das mag zwar emotional verständlich sein, irrationales von Wunschdenken geprägtes Verhalten können wir uns in der jetzigen Situation allerdings nicht erlauben.

Da ist es natürlich kontraproduktiv, wenn eine radikalisierte „Glaubensgemeinschaft“ wissentlich oder unwissentlich Desinformation und Propaganda verbreitet, um notwendige Entscheidungen zu verhindern, das Volk aufzuhetzen und zu spalten.

Dr. Andreas Fiegenbaum, Lenningen