Leserbriefe
Die AfD einschätzen

Wenn man im Programm der AFD liest, findet sich Manches, das vernünftig daherkommt. Bei manchen Entscheidungen würde ich auch gerne eine Volksabstimmung sehen. Opferschutz zum Beispiel halte ich auch für wichtig, ihn wollen die Parteien in Regierungsverantwortung aber auch. Tatsächlich bin ich auch ein Gegner von Quotenregeln, aber wollen Sie es wirklich nicht mehr fördern, dass Frauen Karriere machen und Führungsrolle übernehmen können, das Bekenntnis zur Familie als Leitbild hört sich fast so an.

Einiges liest sich nun nach der Überarbeitung des Programms nicht mehr scharf. Vorher war der Dexit gefordert gewesen: Wollen Sie wirklich in Europa wieder Zölle bezahlen, 28 Länderwährungen wiedereinführen, die freie Wahl von Wohnort und Arbeitsort abschaffen, Kontrollen an Grenzübergängen nach Österreich und Italien betreiben, Ihre Kinder nicht mehr in Wien oder Bordeaux studieren lassen?

Im Artikel „Kompetenzen an die Nationalstaaten zurückgeben“ ist nicht eine Kompetenz konkret genannt, welche sollen es sein? Und wenn wir über Aufgaben reden, die ohne Zweifel mächtig sind oder internationales Gewicht brauchen, sollte man diese unbedingt gemeinsam stemmen wie etwa Katastrophenschutz oder meiner Meinung nach auch militärische Verteidigung.

Gendern in der Sprache empfinde ich auch mehr als angestrengt, aber wenn es Menschen gibt, die ihr Glück in anderen Lebensweisen suchen was Religion oder Sexualität betrifft, wer bin ich, Ihnen mein Wohlwollen und womöglich gleiche Rechte entziehen zu wollen, auch wenn ich manches irritierend finde, zugegeben. Es ist doch eine Sache der persönlichen Kultur, die Anderen sein zu lassen wie sie sind. Natürlich schauen die Vertreter von weit rechts freundlich in die Kameras aber der Eindruck auf mich ist höchst unfreundlich. Und diese Art Unfreundlichkeit erinnert doch sehr an die Geschichte Deutschlands.

Klaus Tschammerhöll, Kirchheim