Leserbrief
Die Demokratie ist ein zartes Gebilde

Zum Kommentar „Ein Bundeskanzler darf kein Zocker sein“ vom 30. Januar

Die Demokratie ist die Alternative. Zu ihr gibt es keine Alternative. In dieser Woche ist im Bundestag etwas geschehen, was nicht hätte geschehen dürfen. Die CDU/CSU hat die Demokratie durch die Art ihres Umgangs mit den „Alternativen“ erschüttert. Damit hat sich die Union aus der Gemeinschaft der Demokraten bis auf Weiteres verabschiedet. Es liegt an ihr, in diese Gemeinschaft zurückzukehren.

Die Demokratie ist ein höchst zartes, gedankliches Gebilde. Sie ist von Menschen erdacht worden, damit die Menschen in ihr menschlich leben können, indem sie ihre Aufgaben menschlich und sachlich in Freiheit gestalten können. Sie besteht nur dann fort, wenn Menschen als Demokraten sich diese tagtäglich durch ihr Denken und Handeln aufs Neue zu eigen machen.

Es ist die vornehmste Aufgabe der Schule in der Demokratie junge Menschen in den Gebrauch ihrer Vernunft einzuüben.

Die Demokratie ist die Lebensform des Menschen. Sie besteht darin, die uns ständig bedrohende Gewalttätigkeit des Menschen durch Gesetze einzuhegen, die für alle Menschen gelten. Die „Alternative“ ist angetreten, dieses uns alle tragende Netz zu zerreißen.

Wie weit hat sich die CDU/CSU gedanklich und im Handeln von dem entfernt, von dem, was ihr einst hoch und heilig war! Entscheidend hat sie am Entstehen des Grundgesetzes mitgewirkt! Die „Alternative“ zur Demokratie ist das Chaos, das gegenwärtig bis in die feinsten Ritzen des Weltzusammenhangs eindringt.

Liebe Leute von der Union: Nehmt Vernunft an und kehrt sofort zurück in die Gemeinschaft der Demokraten, vereint im Ringen um das Wohl aller Menschen.

Dr. Henrik Westermann, Lenningen