Mit großem Unverständnis habe ich den Beschluss des Gemeinderats zur deutlichen Erhöhung der Kindertagesstätten- und Kindergartengebühren zur Kenntnis genommen. Die angekündigten Steigerungen innerhalb der nächsten zwei Jahre bedeuten für Familien – insbesondere für solche mit mehreren Kindern – eine erhebliche Mehrbelastung.
Diese Entscheidung ist aus mehreren Gründen kurzsichtig. Erstens sollte eine Kommune, deren Einnahmen stark von Gewerbesteuern abhängen, alles daransetzen, als Wohn- und Arbeitsort attraktiv zu bleiben. Familienfreundlichkeit ist dabei ein entscheidender Standortfaktor – für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ebenso wie für Unternehmen, die auf motivierte und gut versorgte Beschäftigte angewiesen sind. Wer die Betreuungskosten in die Höhe treibt, riskiert, dass junge Familien abwandern oder gar nicht erst zuziehen. Das schadet letztlich auch der Wirtschaftskraft und damit den Gemeindefinanzen.
Zweitens trifft die Gebührenerhöhung vor allem Menschen im Niedriglohnsektor – also genau jene, die in systemrelevanten Berufen arbeiten und ohnehin kaum finanziellen Spielraum haben. Wenn sich gerade diese Familien die Betreuung ihrer Kinder nicht mehr leisten können, wird soziale Teilhabe erschwert und die ohnehin wachsende Einkommensungleichheit weiter verschärft. Zudem entzieht man der lokalen Wirtschaft Kaufkraft, da jeder Euro, der in Gebühren fließt, an anderer Stelle fehlt.
Kinderbetreuung ist eine Investition in die Zukunft – nicht ein Luxusgut. Eine familienfreundliche Kommune muss hier soziale Verantwortung zeigen, statt kurzfristig an der falschen Stelle zu sparen.
Leo Kernstock, Kirchheim
