Leserbrief
Gebäude sind wichtiger

Zum Leserbrief „Überall Abzocke in Kirchheim“ vom 25. November

Zum kürzlich erschienenen Leserbrief „Überall Abzocke in Kirchheim“ möchte ich als alleinerziehende Mutter von fünf Kindern ebenfalls Stellung beziehen. Denn auch wir bekommen die Folgen kommunaler Entscheidungen derzeit schmerzhaft zu spüren.

Die Kindergartengebühren wurden für meine Familie ab Januar 2026 um 100 Prozent erhöht – eine Verdopplung, die ich mir kaum erklären kann. Besonders bitter ist das, wenn man bedenkt, dass der neue Kindergarten über 9,2 Millionen Euro gekostet hat. Ja, er ist architektonisch beeindruckend und modern ausgestattet. Doch was nützen schöne Räume, wenn wir gleichzeitig regelmäßig Notbetreuung haben und immer wieder gebeten werden, unsere Kinder möglichst zu Hause zu lassen?

Für mich stellt sich die Frage: Was ist der Sinn dahinter? Wofür genau zahlen wir diese enormen Beiträge, wenn der dringend benötigte Betreuungsplatz am Ende doch nicht zuverlässig zur Verfügung steht? Ich frage mich außerdem, ob Familien mit geringerem Einkommen durch solche Entscheidungen bewusst oder unbewusst ausgegrenzt werden. Kinderbetreuung ist keine Luxusdienstleistung, sondern eine Grundvoraussetzung dafür, dass Eltern arbeiten und ihre Kinder gut aufwachsen können. Eine Verdopplung der Gebühren belastet viele Familien massiv – und trifft Alleinerziehende besonders hart.

Kirchheim sollte sich fragen, ob das aktuelle Gebührenmodell sozialen Ansprüchen gerecht wird. Ein schöner Kindergarten darf nicht wichtiger sein als bezahlbare, verlässliche Betreuung.

Rahel Seitz, Kirchheim