„Flüchtlingshilfe in der Kommune – Möglichkeiten und Grenzen“, so war der Abend überschrieben, an dem unter anderem Boris Palmer zu Gast war. Leider werden in dem Artikel die weiteren Redner nicht erwähnt: Heinrich Brinker (Gemeinderat Kirchheim.Sozial), Bobby Rafipoor (Integrationsbeauftragter) und Willi Kamphausen (unter anderem im Integrationsrat). Das finde ich sonderbar, hatten sie doch viel zu sagen.
Doch nun zu Boris Palmer: Ich bin mit ihm in vielem einer Meinung, was beispielweise bürokratische Hürden anbelangt oder auch die Benennung der Probleme vor Ort wie Wohnungsnot, zu wenig Betreuungsplätze, knappe Ressourcen…, Ich bin auch klar dafür, das Thema Geflüchtete zu enttabuisieren, aber dann bitte auch mit Respekt und korrekten Zahlen.
Wenn Herr Palmer die Geflüchteten einteilt in zwei Gruppen, nämlich die gut integrierten, die arbeiten und die man leider abschiebt einerseits und die kriminellen, die man nicht mehr los bekommt andererseits, wird er der Situation nicht gerecht. Wo sind die Menschen zwischen diesen beiden Polen? Die Zahl Geflüchteter aus der Ukraine übersteigt inzwischen die Summe der Menschen aus dem Rest der Welt. Hatte er auch sie im Blick?
Zum Thema Bezahlkarte sehe ich auch noch Redebedarf. Es sind mit ihr keine Käufe im Internet möglich. Wie ist es mit dem Taschengeld für Kinder? Es ist noch umstritten, ob es eine Möglichkeit geben wird, Bargeld abzuheben. Also gibt es für sie kein Eis am Kiosk oder Cola auf der Klassenfahrt? Der Titel der Veranstaltung beinhaltete das Wort „Möglichkeiten“, dieser Aspekt kam bei Herrn Palmer selbst auf Nachfrage nicht vor. Marianne Gmelin vom AK Asyl hat als Einzige die Chancen thematisiert. Angesichts von Fachkräftemangel und demografischem Wandel sind wir auf Arbeitskräfte angewiesen.
Ja, es gibt große Herausforderungen und ja, wir können nicht allen helfen und ja, wir brauchen eine geregelte Zuwanderung, aber wenn Boris Palmer am Ende die Frage stellt, wem wir helfen wollen: den bedürftigen Deutschen ODER den Flüchtlingen, dann trägt das nicht zum offenen Dialog bei, sondern spielt die Menschen am Rande unserer Gesellschaft gegeneinander aus. Und das halte ich für brandgefährlich.
Katja Seybold, Kirchheim